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Sparen beim Erdgas-Auto fahren

Von Peter Kantor

Wirtschaft

Autofahrer aufgepasst: Seit kurzem kann in Österreich im wahrsten Sinne "Gas" gegeben werden. Eine Reihe von Autoherstellern bietet erdgasbetriebene Fahrzeuge an, die alles können, was Benzin- und Diesel-Pkw können, aber im (Langzeit-)Betrieb weniger kosten. Was vor kurzem noch als exotisch belächelt wurde, könnte ein Trend werden.


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Erdgas hat unbestritten Potenzial. Global gewinnt der Energieträger seit Jahren zunehmend an Bedeutung, die Reserven reichen weiter in die Zukunft als die des Erdöls, und selbst die Umwelt profitiert. Denn unter den fossilen Ressourcen emittiert Erdgas die wenigsten Schadstoffe.

Warum also nicht Erdgas auch als Kraftstoff für Pkw und Lkw einsetzen, fragte die Erdgaswirtschaft vergangene Woche in einer Veranstaltung in Unterpremstätten bei Graz und präsentierte dazu eine Reihe überzeugender Argumente und Maßnahmen. Tankt man um 100 Schilling, so fährt man mit Erdgas ca. 187 km, mit Diesel ca. 152 km und mit Superbenzin etwa 96 km weit, errechnet die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (Stichtag 15. 10. 2001).

Die Wirtschaftlichkeit eines Erdgasautos könne entsprechend einfach nachgewiesen werden, heißt es. Bezüglich der Steuersicherheit ist die österreichische Gaswirtschaft gerade im Gespräch mit dem Finanzministerium. Angepeilt wird eine Lösung für Erdgas in Anlehnung an die Regelung in Deutschland (Mindeststeuersatz garantiert bis Ende 2009).

Löchriges Tankstellennetz

Bleibt die Infrastruktur als vordringlich zu lösende Aufgabe. Aktuell gibt es bescheidene sechs öffentliche Erdgas-Zapfsäulen. In den nächsten drei Jahren sollen es 23 mehr werden. Die OMV wird 20 Tankstellen, die VEG (Vorarlberger Erdgas Gesellschaft) in Vorarlberg drei Tankstellen eröffnen. Auch andere überlegen, Tankmöglichkeiten zu errichten.

Diese Tankstellenoffensive müsste ausreichen, um umstellungswilligen Fahrzeugbetreibern Sicherheit zu geben, hoffen die Vertreter des Gasfachs. Bei Pkw gebe es ein jährliches Umstellungspotenzial von 1,5% bis 2,5% (das sind bis zu 5.000 Kfz) und bei den leichten Nutzfahrzeugen ein Potenzial von bis zu 7,5% (ca. 1.000 Kfz) in Österreich, wird eine aktuelle Erhebung zitiert. Wenn alle Randbedingungen - Vorhandensein entsprechender Fahrzeuge am Markt, Wirtschaftlichkeit, Steuersicherheit und Infrastruktur - erfüllt sind, könnten in zehn Jahren 1% bis 2% der angemeldeten Kfz in Österreich (bis 90.000) mit Erdgas unterwegs sein, ist die Gaswirtschaft überzeugt.

Attraktive Modelle kommen

Rund um den Globus fahren heute bereits mehr als 1,5 Millionen Fahrzeuge mit Erdgas, wobei weltweit Argentinien, in Europa Italien mit 370.000 dieser Kfz führend sind. Auf Deutschlands Straßen kann mittlerweile mit über 10.000 Autos "Gas" gegeben werden, in Österreich nur mit etwa 100.

Beim Erdgaseinsatz in Autos haben einige Fahrzeughersteller die Pionierrolle übernommen. Fiat, Opel, Volvo, Ford und Mercedes (bald auch Renault und VW) bieten zum Teil Serienfahrzeuge an, die ihre Praxistauglichkeit bereits unter Beweis stellen konnten. Die Anschaffungskosten liegen meist in der Größenordnung vergleichbarer Dieselvarianten. Im Zusammenhang mit dem günstigen Kraftstoffpreisniveau kann ein wirtschaftlicher Betrieb bereits mit durchschnittlicher Fahrleistung erzielt werden. Auch die Handhabung der meist bivalenten Antriebe ist denkbar einfach. Meist genügt ein Knopfdruck zum Umschalten vom Benzin- zum Erdgasbetrieb.

Gleiche Leistung

Volvo bietet etwa im Segment der gehobenen Mittelklasse zwei Limousinen und eine fünftürige Estatevariante mit Erdgastechnik an. Die Modelle Volvo S60 Bi-Fuel, Volvo S80 Bi-Fuel und Volvo V70 Bi-Fuel verfügen über eine mit den Benzinversionen identische Motorleistung von 103 kW/140 PS. Die Leistungsdifferenzen zwischen den Modellen ist marginal. Auf Grund der Unterflur-Gastanks bleibt das Kofferraumvolumen gegenüber den konventionellen Benzinvarianten unverändert, die Reichweite liegt über 600 km im kombinierten Betrieb. Interessant auch die Preispolitik: Im Vergleich zu gleich starken Benzinversionen kosten Bi-Fuel Varianten 30.273 Schilling mehr, im Vergleich zur 96 kW/130 PS Dieselvariante maximal 11.008 Schilling. Der Preis: Zwischen 415.561 und 524.267 Schilling.

Laut Volvo rechnet sich der Umstieg nicht nur aufgrund des geringeren Verbrauchs, sondern auch aufgrund der Förderprogramme, mit denen Erdgasversorger für ihre Energie werben. Die Förderung wird teilweise in Form von Barzuschüssen, teilweise mit Gasgutscheinen gewährt.

Opel präsentierte vor kurzem mit dem Zafira 1.6 CNG ein voll alltagstaugliches Erdgasauto und produziert das Modell ab November in Serie. Der Zafira verfügt über einen monovalenten, also auf die Nutzung von Erdgas hin optimierten Antrieb, besitzt aber zusätzlich zu seinen vier Unterflur-Gastanks einen 14-Liter Benzin fassenden Reservetank. Die Gesamtreichweite beträgt rund 500 km. "Der Erdgasmotor ist momentan der sauberste und günstigste marktreife Verbrennungsantrieb", ist Stefan Schrahe, Marketing-Leiter bei Opel Special Vehicles, überzeugt. Auch Opel führt bei den Argumenten für das Erdgasmodell besonders die Wirtschaftlichkeit. ins Treffen. Bei einem Preis von 9,70 Schilling/kg Erdgas und einem Verbrauch von 5,5 kg pro 100 km belaufen sich die Treibstoffkosten des Zafira 1.6 CNG pro 100 km auf 52 Schilling gegenüber rund 120 Schilling beim Zafira mit 1.6 16V-Benzinaggregat oder 77 Schilling beim Zafira mit 2.0 DI 16V-Dieselmotor.

Keine Zweifel will Opel an der Sicherheit lassen. Ein Einbaurahmen aus hochfestem Stahl garantiert die Crashsicherheit der Druckbehälter. Sollte es zu einem Brand kommen, sorgt eine Schmelzsicherung an jedem Ventil für ein kontrolliertes "Abblasen" des Erdgases.

Ford-Modelle werden ab Werk zwar mit Benzinmotor ausgeliefert. Sie können aber anschließend lokal durch die CNG-Technik GmbH und deren Vertragspartner entweder auf monovalenten oder bivalenten Erdgasantrieb umgestellt werden. Die Umrüstung der Fahrzeuge geschieht lokal beim lizenzierten Ford-Händler. Dieser koordiniert den Umbau auf Erdgasantrieb mit der CNG-Technik bzw. mit einem ihrer Vertragspartner und liefert dem Käufer sein Erdgas-Fahrzeug zulassungsfähig aus. In diesem Fall bleibt die Ford Garantie für das Ford-Basisfahrzeug in vollem Umfang aufrecht. Derzeit umrüstbar: Ka, Fiesta, Fiesta Courier, Focus und Galaxy.