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Sparen trotz Verlusten

Von Karl Leban

Wirtschaft

Magere Zinsen versus Inflation. | 1,1 Millionen beim Weltspartag 2010. | Wien. Die Zinsen für Spareinlagen sind derzeit so tief wie schon lange nicht. Wer sein Geld zwei Jahre bindet, erhält je nach Institut maximal 2,5 Prozent Zinsen. Bei zwölf Monaten sind es bis zu 2,0 Prozent, und bei täglich fälligem Geld höchstens 1,625 Prozent.


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Unter dem Strich werfen Sparbücher und Sparkarten im Moment wenig bis nichts ab. In Fällen, bei denen die Zinsen entweder unter der Inflationsrate oder auf deren Niveau liegen (zuletzt betrug sie 1,7 Prozent), sind es sogar Verluste.

Bei den Österreichern ist das Sparbuch trotzdem unangefochten und nach wie vor die Nummer eins unter den Anlageprodukten - vor dem Bausparen, der Lebensversicherung, Wertpapieren und Fonds. Immerhin acht von zehn Österreichern haben ein Sparbuch und legen dafür Monat für Monat im Schnitt 165 Euro zur Seite, wie eine landesweite Umfrage des Imas-Instituts im Auftrag der Erste Bank und der Sparkassen ergab.

Zur Jahresmitte hatten die Österreicher insgesamt 157 Milliarden Euro in Sparbüchern gebunkert, um vor allem einen "Notgroschen" zu haben. Altersvorsorge sowie größere Anschaffungen (etwa für ein Haus, eine Wohnung oder ein Auto) rangieren laut der Befragung erst auf Platz zwei und drei.

"Normales Phänomen"

Besonders stark ausgeprägt war die Bereitschaft zu sparen in den beiden Krisenjahren 2008 und 2009. Inzwischen hat sich das mit der Erholung der Konjunktur gelockert. "Wir sehen eine gewisse Normalisierung, das große Hamstersparen ist vorbei", so Erste-Bank-Vorstand Peter Bosek vor Journalisten. Nur noch 41 Prozent der Befragten (gegenüber 49 Prozent im Vorjahr) halten es für "sehr wichtig", Geld zu sparen. Dies zeigt sich auch an der Sparquote, die nach einem Rekordwert von zwölf Prozent 2008 und elf Prozent 2009 heuer auf 9,8 Prozent des verfügbaren Einkommens gesunken ist. "Dieser Rückgang ist gerade in Niedrigzinsphasen ein völlig normales Phänomen", erklärt Bosek.

Die Österreicher sind damit aber immer noch eifrige "Sparefrohs" - trotz der mageren Zinsen und Ängsten vor steigender Inflation. Im europäischen Durchschnitt liegt die Sparquote aktuell lediglich bei 7,6 Prozent.

Den heurigen Weltspartag am 29. Oktober werden 1,1 Millionen Österreicher nutzen, um in ihre Bank zu pilgern. Laut Umfrage wird es somit nur noch jeder Sechste sein, während es im Vorjahr noch jeder Fünfte war.

Übrigens: Die fleißigsten Sparer Österreichs sind die Vorarlberger, die im Schnitt 187 Euro pro Monat zur Seite legen, vor den Tirolern mit 181 Euro. Die Wiener liegen mit 163 Euro im Mittelfeld. Schlusslicht sind die Steirer mit 155 Euro.