Das Ersparte verliert aufgrund der Niedrigzinsen an Wert - ein Ende der Mini-Sparzinsen ist noch nicht absehbar.
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Wien. Der Weltspartag am 31. Oktober naht, doch die Banken haben ihren Kunden heuer keine attraktiven Zinsen zu bieten. "Sparer müssen sich noch längere Zeit auf niedrige Zinsen einstellen", sagt Peter Bosek, Privat- und Firmenkundenvorstand der Erste Bank. Die Sparquote der Österreicher hat sich seit 2007 auf heuer 6,8 Prozent beinahe halbiert.
188 Euro werden monatlich vom Einkommen zur Seite gelegt, wie eine Imas-Studie unter rund 900 Befragten im Auftrag der Erste Bank ergeben hat. Laut Bank-Austria-Studie (durchgeführt von Spectra-Marktforschung) sind es 207 Euro. Doch die Inflation knabbert kräftig am Ersparten und am Einkommen: Von den 2010 gesparten 165 Euro bleiben inflationsbereinigt und unverzinst heute nur noch 147 Euro über, rechnet die Erste Bank vor.
"Die Österreicher brauchen mehr Geld für privaten Konsum, außerdem wurden Gebühren erhöht", so Bosek. Der Wert des Geldes im Börsel sinke: Der durchschnittliche Nettoreallohn ist seit dem Jahr 2009 von 1753 auf 1671 zurückgegangen. Von den Lohnerhöhungen in diesem und im kommenden Jahr bleibt laut Wifo netto ein Minus von 0,5 beziehungsweise 0,2 Prozent. Der Konsum soll nach einem realen Rückgang im Vorjahr wieder leicht zunehmen - die Österreicher werden dafür laut Experten auf ihr Erspartes zurückgreifen.
Sparbuch bleibt beliebteste Sparvariante
Das Sparbuch bleibt weiterhin die beliebteste Sparform der Österreicher: 78 Prozent der Befragten verfügen über ein Sparbuch oder eine Sparkarte, 65 Prozent haben einen Bausparer, 40 Prozent eine Lebens- oder Kapitalversicherung. 27 Prozent nennen Wertpapiere, Fonds und Anleihen.
Doch das Geld am Sparbuch verliert laufend an Wert, weil der Zinssatz deutlich unter der Inflationsrate liegt. Zwar fürchten rund drei Viertel der Befragten, dass sich Sparen wegen der niedrigen Zinsen nicht mehr auszahlt. Allerdings haben sich ebenso viele noch keine Maßnahmen gegen den Wertverlust überlegt. Als Alternativen sind Wertpapier, Aktien, Fonds und Anleihen sowie Immobilien beliebt, dahinter folgen Gold und Edelmetalle. Bereits für geringfügig bessere Renditen von drei bis vier Prozent müssten Anleger ein höheres Risiko als noch vor einigen Jahren in Kauf nehmen, so Bosek.
Wer das Risiko scheut, muss sich also mit Mini-Zinsen zufrieden geben. Auf ein täglich behebbares Sparbuch bieten VakifBank und DenizBank jeweils 1,0 Prozent Zinsen, alle anderen Banken gewähren nur 0,125 Prozent und weniger, wie eine Abfrage im Bankenrechner der Arbeiterkammer ergibt. Etwas höhere Zinsen auf täglich fälliges Guthaben - 1,2 Prozent - gibt es beim Onlinesparen, etwa bei der Santander Consumer Bank, RCI Banque SA (Renault Bank) und direktanlage.at.
Längere Bindung lohnt sich kaum
Auch eine längere Bindung des Geldes zahlt sich für Sparer nur bedingt aus: Für ein Jahr gebundenes Geld gibt es derzeit höchstens 1,5 Prozent Zinsen, für vier Jahre Bindung bis zu 2,0 Prozent. Zum Vergleich: Im Juli 2008 lag der Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank (EZB) bei 4,25 Prozent, auf Sparbücher mit einjähriger Bindungsfrist wurden mehr als vier Prozent Zinsen angeboten. Diesen Zinssatz bietet derzeit keine Bank - nicht einmal bei zehnjähriger Bindung.
Hauptmotiv für die Sparer ist finanzielle Absicherung, danach folgen Alter- und Pflegevorsorge. Zunehmend wird für Renovierungen der eigenen vier Wände Geld zur Seite gelegt.
Drei Netto-Monatsgehälter sollte man als Notgroschen jederzeit verfügbar haben, rät Bosek. Dennoch ist es nicht sinnvoll, mehr Geld als nötig am Girokonto zu horten: Rund 66 Milliarden Euro lagen als Sichteinlagen im Vorjahr auf Österreichs Girokonten, durchschnittlich mit 0,125 Prozent verzinst. Würde dieses Vermögen auf einem Sparbuch mit bis zu zwei Jahren Laufzeit und durchschnittlich mit 0,88 Prozent Verzinsung liegen, hätten die Österreicher nach Berechnung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) eine halbe Milliarde Euro an Zinsen lukrieren können.
An die niedrigen Zinsen müssen sich Sparer jedenfalls gewöhnen: Bosek rechnet nicht damit, dass sich das niedrige Zinsniveau in absehbarer Zeit in Europa ändern wird. Selbst wenn die EZB den Leitzins 2015 anheben sollte, erwartet er keine "dramatische" Erhöhung.