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Sparpläne als "veritable Katastrophe"

Von Heiner Boberski

Wissen

Heftige Kritik an Streichung der Mittel für die Anbahnung von EU-Projekten. | Wien. Im Sektor Forschung ist weiter Feuer am Dach. Die Wissenschaftskonferenz (Wiko), die sich kürzlich aus Protest über die Sparpläne gebildet hat, kritisiert nun heftig, dass mit Jahresende das Förderprogramm "Anbahnungsfinanzierung Wissenschaft" eingestellt wird. Die Anbahnungsfinanzierung wurde 2007 eingeführt, um für potenzielle Bewerber die Hemmschwelle zu senken, für innovative Projekte Mittel aus EU-Rahmenprogrammen zu beantragen. Sie konnten damit rechnen, bis zu 75 Prozent der Kosten für die Antragstellung ersetzt zu bekommen.


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Das via Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG abgewickelte Programm wurde größtenteils vom Wissenschaftsministerium - pro Jahr mit 1,5 Millionen Euro - finanziert. Im Durchschnitt flossen in große EU-Projekte 10.000, in kleine 7000 Euro.

Wiko-Vorsitzender Peter A. Bruck meint, es sei "gesamtwirtschaftlich gesehen eine der unsinnigsten Maßnahmen, diese Mittel einzustellen; denn gerade durch diese Mittel gelingt es in Österreich herausragende Forschung zu leisten und den Forschungsstandort wettbewerblich fit und erfolgreich zu entwickeln."

"Beträge zum Kichern"

Mit Bezug auf die Aussage von Wissenschaftsministerin Beatrix Karl, Österreich sollte "bis 2020 unter die Top 3 der Innovationsnationen in Europa gehören", erscheint es Bruck "umso unverständlicher, dass gleichzeitig gerade jenes Instrument eingestellt wird, mit dem man dieses Ziel am wirksamsten erreichen kann". Die negativen Folgen werde man freilich erst in ein paar Jahren sehen.

Dabei handle es sich pro einzelnem Antrag oft um "Beträge zum Kichern". Doch das Antragsrisiko sei so hoch - nur 15 Prozent der Einreichungen hätten Erfolg -, dass sich wohl viele, wenn sie riskieren müssten, alle Spesen selber zu tragen, gar nicht mehr bewerben. Die Anbahnungsfinanzierung habe, so Bruck, einen Schub ausgelöst und viele Forschungseinrichtungen mit kleinen und mittleren Unternehmen für gemeinsame Projekte in Kontakt gebracht.

Auch Wiko-Vizepräsident Robert Trappl nennt die Einstellung "eine veritable Katastrophe". Die Erfolgsgeschichte Österreichs in der Forschung werde von der gegenwärtigen Bundesregierung überhaupt nicht verstanden.

"Mehr kompetitiv"

Das Verfahren sei "jetzt mehr kompetitiv", meint Elisabeth Grabenweger, Pressesprecherin im Wissenschaftsministerium. Werde ein Projekt im 7. EU-Rahmenprogramm genehmigt, so gewähre auch das Ministerium ab 2011 Unterstützung, und zwar durch Teilfinanzierung von Projektkosten, die nicht durch EU-Förderung gedeckt werden. Dieses Instrument stehe allen außeruniversitären Einrichtungen im Bereich Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften zur Verfügung und werde - je nach Projekt - zwischen 10 und 25 Prozent der EU-Förderung betragen.