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Späte Premiere in Brasilien

Von WZ-Korrespondentin Susann Kreutzmann

Politik

Hohe Erwartungen in die Wirtschaftskooperation. | Zweite Station der Lateinamerikareise des Bundeskanzlers. | SaoPaulo. Der Empfang für Bundeskanzler Alfred Gusenbauer in Brasilien hätte kontrastreicher nicht sein können. Samba-Tänzerinnen versprühten in ihrer farbenfrohen Kostümierung zur Begrüßung des europäischen Gastes Karnevals-Feeling. Dann wurde es mit einem Schuhplattler alpenländisch-zünftig. Danach schwenkten österreichische und brasilianische Tänzer zusammen die Hüften zu heißen Samba-Rhythmen.


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Die Botschaft der symbolischen Vereinigung von Brasilien und Österreich dürfte Gusenbauer gefallen haben. In seiner Ansprache am Sonntag outete sich der Bundeskanzler als Fan des südamerikanischen Landes. Er kenne von privaten Reisen nicht nur Rio und Salvador de Bahia, berichtete Gusenbauer. Auch den Amazonas und andere Gegenden habe er besucht.

Es ist jedoch das erste Mal, dass ein österreichischer Regierungschef in offizieller Mission Brasilien bereist, trotz der seit 183 Jahren bestehenden Beziehungen beider Länder. Es habe "völlig zu Unrecht" so lange gedauert, sagte Gusenbauer. Lateinamerika und Europa rückten immer näher zusammen. Und auch politisch dürfe der Kontinent nicht unterschätzt werden.

Auf seiner zehntägigen Lateinamerikareise, die ihn bereits nach Argentinien geführt hat, wird der Kanzler von einer rund 40-köpfigen Wirtschaftsdelegation begleitet. "Die Wirtschaft Lateinamerikas kann man nicht mehr übersehen", sagte Gusenbauer. Es gebe enorme Chancen für europäische Investoren. In diesem Jahr wird in Lateinamerika ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von sechs Prozent erwartet.

Am Dienstag wird Gusenbauer von Brasiliens Staatspräsident, dem ehemaligen Gewerkschaftsführer Luiz Inácio Lula da Silva, empfangen. Eine weitere Station der Reise ist Chile, wo Gusenbauer mit der sozialdemokratischen Präsidentin Michelle Bachelet zusammentrifft. Zum Abschluss seiner Visite will der Bundeskanzler am EU-Lateinamerika-Gipfel in Lima teilnehmen. 2006 war Österreich während der EU-Ratspräsidentschaft Gastgeber des Gipfels.

Auf seiner ersten Reisestation traf Gusenbauer in Argentinien mit der linksperonistischen Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner zusammen. Bei den knapp dreitägigen Beratungen beeindruckte der Kanzler die argentinischen Partner auch durch seine Sprachkenntnisse: Einen Vortrag über die Folgen des Klimawandels hielt der studierte Jurist und Politikwissenschafter auf Spanisch. Und auch während der anschließenden Diskussion war keine Übersetzung notwendig. In Argentinien sprach Gusenbauer auch mit dem ehemaligen SPÖ-Bundeskanzler und heutigen Generalbevollmächtigen für VW in Südamerika, Viktor Klima.

Wirtschaftsbeziehungen so eng wie noch nie

Brasilien ist mit Abstand der größte Auslandsmarkt für österreichische Produkte in Lateinamerika. Das Handelsvolumen habe 2007 knapp eine Milliarde Euro erreicht, sagte Gusenbauer. Das sei zwar ein Rekord, "aber noch steigerungsfähig". Österreich liefert nach Brasilien vor allem Maschinen sowie chemische und pharmazeutische Produkte. Die Lieferungen stiegen 2007 im Vergleich zum Vorjahr um 60 Prozent, wie die Wirtschaftskammer mitteilte. Brasilien exportiert insbesondere Nahrungsmittel wie Kaffee und Obst sowie Eisenerz.

Ein Beispiel für das österreichische Wirtschaftsengagement in Brasilien ist das Edelstahlwerk von Villares in Sumaré, rund 100 Kilometer von der Wirtschaftsmetropole Sao Paulo entfernt. Das Werk ist die größte österreichische Auslandsinvestition in ganz Lateinamerika. Gusenbauer besichtigte am Montag zusammen mit Firmenvertretern das hochmoderne Walzwerk und die Schmiede.

Rund 200 Millionen Euro sind seit 2004 in das Villares-Werk geflossen. Nach Übernahme durch BöhlerUddeholm sei ein massives Investment-Programm gefahren worden, sagte der kommerzielle Direktor Herwig Petschenig. Hauptabnehmer der Stahlerzeugnisse sei die Automobilindustrie in Brasilien, die unter anderem mit VW und Mercedes Benz im Großraum Sao Paulo angesiedelt ist. Heute arbeiten rund 1600 Mitarbeiter in dem Edel- und Werkzeugstahlhersteller in Sumaré.