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Späte Rache am "Bordell-Magazin"

Von Christina Böck

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Pater Johannes Leppich, auch genannt das "Maschinengewehr Gottes", wäre stolz auf die "Bravo". Ausgerechnet auf eine jener "schamlosen" Illustrierten, die der cholerisch-rigorose Sittenwächter der 1950er (ja, so alt ist die "Bravo" schon) zu seinen Intimfeinden erklärt hatte: "Eine Jugend, die mit Bordell-Magazinen und schmutzigen Revuefilmen großgefüttert wird, muss eines Tages vor die Hunde gehen." So lautete eine seiner medienkritischen Visionen für die Teenager jener Tage. Zeit für ein Update: Was ist jetzt eigentlich vor die Hunde gegangen? Glaubt man Lesern, dann die "Bravo". Die hat sich nämlich mit "100 Flirttipps für Girls" blamiert. Da wird empfohlen, klimpernde Armreifen zu tragen, um "akustische ,Werd-auf-mich-aufmerksam‘-Signale an Jungsohren zu senden". Immer solle man Zahnpflegekaugummi und Glanzspülung dabei haben. Und wenn man die "Jungs" wirklich nachhaltig beeindrucken will, dann gilt: "Style Dich bloß nicht zu sexy. Tiefe Ausschnitte und superkurze Röcke kommen in Jungsaugen eher schlampenhaft rüber."

Als Pater Leppich gegen Make-Up und Minirock donnerte, klang das noch so: "Weißt Du auch, dass in jedem Mann ein Ritter und ein Raubritter steckt? Hüte Dich davor, den Raubritter, den Casanova in ihm herauszufordern! Denn dann wird er an Deiner Seite die Straße mit geilen Augen wie ein Scheinwerfer nach sexueller Aufputschung abgrasen. Dann wird er Dich später in der Ehe missbrauchen, er wird Dich leid werden und dann wegwerfen wie eine zerknitterte Papierserviette." Ein später Triumph über die "Bestie Sexualität".