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Also doch: Stefan Schumacher hat gedopt. Das sagte der 31-jährige Radprofi nun dem "Spiegel". Als hätte irgendwer noch Zweifel gehabt bei jenem Mann, der schon dreimal bei Kontrollen auffällige Werte hatte, aber immer davon gekommen ist, noch bevor er 2008 wegen positiver Befunde bei der Tour de France und Olympia doch für zwei Jahre aus dem Peloton gezogen wurde. Der Sensationsgrad des Bekenntnisses hält sich in überschaubaren Grenzen, auch wenn Schumacher bisher stets dementiert hat. Aber das kennt man ja schon, ebenso wie die Beteuerungen, es hätten eh alle gemacht, die so ziemlich alle Geständigen der Beichte als kläglichen Versuch, sich von jeglicher Eigenverantwortung freizusprechen, in ähnlichen Worten hinterherschieben. Für Lance Armstrong war das Dopen so normal "wie Reifenaufpumpen", für Schumacher halt so alltäglich "wie der Teller Nudeln nach dem Rennen".
Doch Schumacher geht noch einen Schritt weiter. In dem Interview erhebt er schwere Anschuldigungen gegen seinen damaligen Teamchef Hans-Michael Holczer und die Teamärzte. Da seien falsche Rezepte ausgestellt worden, der Mannschaftsbus sei eine einzige rollende Apotheke gewesen, man habe nur zugreifen zu brauchen. Und Holczer, der jahrelang den Mahner gegen Doping gab, hätte von dem Treiben gewusst. Fazit: "Einen so laxen Umgang habe ich nur bei Gerolsteiner erlebt", sagt Schumacher, der damit angeblich der Aufklärung dienen will. Viel eher ist aber anzunehmen, dass er einzig sich selbst im Sinn hat. Am 10. April muss er sich wegen des Verdachts auf Betrug an seinem damaligen Team verantworten. Ein Schelm, wer denkt, es könnte hinter dem Geständnis etwas anderes als späte Reue stehen.