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Dass eine Universität ihre Meinung als Plakat an die Fassade hängt, ist weder neu noch verwunderlich. So ist das nun einmal mit freien Bildungseinrichtungen, die sind schon einmal unbotmäßig. In Russland stößt das freilich sauer auf, wie man sieht. Und so musste der Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien, Gerald Bast, am Montag mit einer Aussendung Kritik an einem Russland-kritischen Plakat zurückweisen. Der "Koordinationsrat der Organisationen russische Landsleute" (KSORS), der traditionell im engen Kontakt mit der russischen Botschaft steht, hatte die Universität aufgefordert, ein Plakat mit der Aufschrift "Russia is a terrorist state" ("Russland ist ein terroristischer Staat") in der Vorderen Zollamtsstraße abzuhängen.
In Fragen der Verletzung des Völkerrechts dürfe es keine Neutralität geben, schrieb Bast in der Pressemitteilung: "Die Universität für angewandte Kunst Wien solidarisiert sich mit der russischen Bevölkerung, die von der Regierung der Russischen Föderation für ihre völkerrechtswidrige Aggression gegen den souveränen Staat Ukraine in Geiselhaft genommen wurde und wird." Das Plakat verletze die "Prinzipien der universitären Neutralität, Unparteilichkeit und Apolitismus", hatte KSORS kritisiert.
Das Erstaunliche an dem Plakat ist übrigens nicht der pflichtschuldige Protest der letzten Getreuen dagegen; der war zu erwarten. Das Interessante ist der Zeitpunkt. Denn das Plakat hängt schon seit vielen Wochen auf dem Universitätsgebäude.