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SPD nominiert neue Führungsriege

Von WZ-Korrespondent Markus Kauffmann

Europaarchiv

Kandidaten müssen in Dresden bestätigt werden. | Berlin. Sigmar Gabriel, 50, wurde am Montagabend vom Bundesvorstand der SPD als Kandidat für die Wahl zum Parteivorsitzenden nominiert. Neben dem Niedersachsen wurden für den künftigen Parteivorstand gekürt: Andrea Nahles (39, Rheinland-Pfalz) als Generalsekretärin, Manuela Schwesig (35, Mecklenburg-Vorpommern), Hannelore Kraft, (48, Nordrhein-Westfalen), Klaus Wowereit (56, Berlin) und Olaf Scholz (51, Hamburg) als stellvertretende Vorsitzende.


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Damit hat die sozialdemokratische Parteispitze knapp eine Woche nach der historischen Wahlniederlage ihr neues Führungspersonal vorgestellt. Ob die Partei diesem Vorschlag tatsächlich folgt, wird auf einem Bundesparteitag Mitte November in Dresden entschieden werden. Nachdem innerparteiliche Kritik an dem Hauruck-Verfahren der engsten Parteispitze öffentlich geworden ist, könnten sich bis zum Dresdner Parteikonvent noch Gegenkandidaturen aufbauen.

Fragezeichen offen

Gabriel und Nahles wollen in den verbleibenden fünf Wochen an der Parteibasis für ihre Wahl in Dresden werben. Seine Nominierung sei erst ein "Vertrauensvorschuss", räumte Gabriel ein. Die beiden Säulen der Großen Koalition, Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier und Noch-Finanzminister Peer Steinbrück zogen sich als Parteivize zurück. Steinmeier wurde bereits in der Vorwoche von der SPD-Bundestagsfraktion zum Vorsitzenden gewählt.

Wofür Sigmar Gabriel politisch steht, ist noch nicht ganz klar. Er gilt als pragmatisch und redegewandt, machtbewusst und politisch erfahren. 1999 wurde er in das Amt des niedersächsischen Ministerpräsidenten gespült, das er drei Jahre später an Christian Wulff von der CDU verlor. Die große Koalition machte ihn zum Nachfolger des Grünen Jürgen Trittin im Amt des Umweltministers. Im gerade abgeschlossenen Wahlkampf versuchte er, das Thema Atommüll-Lagerung hochzuspielen und gegen die Union einzusetzen.

Andrea Nahles ist vielen bekannt als diejenige, die den erstmaligen Rücktritt von Franz Müntefering ausgelöst hatte, weil sie gegen den von ihm vorgeschlagenen Generalsekretär kandidieren wollte. Die bekennende Katholikin gilt als Galionsfigur des linken SPD-Flügels. Ihre politische Karriere begann in den 90ern als Juso-Vorsitzende.

Unter den Stellvertretern führt Hannlore Kraft den mitgliederstärksten SPD-Landesverband. Ihr steht im Mai kommenden Jahres ein harter Wahlkampf gegen die schwarz-gelbe Regierung in Düsseldorf unter Jürgen Rüttgers (CDU) bevor. Klaus Wowereit ist als Regierungschef der Hauptstadt zwar sehr bekannt, doch seine rot-rote Koalition trifft nicht auf die ungeteilte Zustimmung in seiner Partei.

Olaf Scholz war Innensenator in Hamburg, wurde SPD-Generalsekretär unter Schröder und Arbeitsminister in der schwarz-roten Koalition. Er ist gelernter Arbeitsrechtler und hat in seiner zurückhaltenden Art der Union einige Zugeständnisse beim Mindestlohn abgerungen.

Shooting-Star in der Runde ist die junge Sozialministerin in Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, ein noch ziemlich unbeschriebenes Blatt. Eine breitere Öffentlichkeit nahm sie erst in diesem Sommer wahr, als Frank-Walter Steinmeier sie in ihr Kompetenz-Team berief.