Das am häufigsten verwendete Wort dieser Tage ist wohl Spekulation. Sein Bedeutungsbogen reicht von der Mystik bis zu einem Mürbteiggebäck.
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Darf ein Bundesland mit Steuergeld spekulieren? Wie hoch werden die Spekulationsverluste in Salzburg sein? Sollen Gebietskörperschaften einem Spekulationsverbot unterworfen werden?
Das Wort spekulieren wird von lateinisch speculari (= ins Auge fassen, spähen) abgeleitet. Die Mystiker verstanden unter Spekulation die bis zur Verzückung reichende Betrachtung des Verhältnisses von Gott zu den Menschen. Die Resultate dieser Spekulation wurden als Offenbarungen der göttlichen Wahrheit angesehen. Im Grimmschen Wörterbuch liest man außerdem, dass schon Boethius in seinem Werk Consolatio philosophiae (Trost der Philosophie) das Wort in diesem Sinn verwendet hat. Der neuplatonische Philosoph und Theologe geriet in den Verdacht, eine gegen die Herrschaft Theoderichs gerichtete Verschwörung zu unterstützen. Er wurde verhaftet, als Hochverräter zum Tod verurteilt und hingerichtet.
Erst viel später bildete sich eine neue Bedeutung heraus. Gemeint waren Überlegungen, die ein Vorhaben auf Erfolg hoffen lassen. In diesem Sinn ist das Wort auch bei Schiller belegt. "Bei Gott Sacco! Ich bewundre in uns beiden die feine Spekulazion des Himmels, der das Herz des Körpers durch die Eiterbeulen der Gliedmaßen rettet", heißt es in "Fiesko".
Der Begriff ist dann immer stärker auf jene Berechnungen bezogen worden, die ein kaufmännisches Unternehmen bestimmen. Was macht ein Händler? Er kauft Waren, in der Hoffnung, dass er Abnehmer findet und dass diese bereit sein werden, für seine Waren viel mehr Geld auf den Tisch zu legen, als er beim Einkauf ausgegeben hat.
In einem letzten Schritt wird das Wort für das kaufmännische Unternehmen selbst verwendet, meist in Zusammensetzungen wie Geldspekulation, Handelsspekulation, Häuserspekulation oder Landspekulation. Damit hat das Wort jenen negativen Klang erhalten, mit dem wir heute konfrontiert sind. Letztlich ist ja auch die derzeitige Wirtschaftskrise durch Spekulationen ausgelöst worden.
Spekuliert wird mit allem und mit jedem. Am Ende spekulieren die Politiker damit, dass ihnen die Wähler die missglückten Spekulationen nachsehen werden. Auch die Salzburger Landeshauptfrau lebt in diesem Irrglauben.
Das Grimmsche Wörterbuch vermerkt weitere Verwendungen, bei denen kein Zusammenhang mit den vorhergehenden Bedeutungen ersichtlich ist. Im Norden Deutschlands ist Spekelaatsje ein kleines Konfekt mit einem bunt gefärbten Zuckerguss. Berühmt ist Spekulatius, ein flaches Gebäck aus Mürbteig in Figurenform - gewürzt mit Zimt, Nelken und Muskat. Das Gebäck und auch das Wort dürften aus den Niederlanden stammen.
Damit spannt sich ein Bogen zur Weihnachtsbäckerei. Nach meinen Erfahrungen geht auch die Spekulation mit den Vanillekipferln, Marzipansternen und Linzer Augen manchmal schief. Es wird mehr produziert, als gegessen werden kann. Nach den Feiertagen liegen in den Schüsseln noch für längere Zeit Weihnachtskekserln herum und warten auf den Besuch von gnaschtigen Kindern oder Erwachsenen.