Die griechische EU-Ratspräsidentschaft hat dem internationalen Organhandel den Kampf angesagt. Vorgegangen werden soll vor allem gegen die Abnehmer des illegalen Guts, die sich auf EU-Boden befinden.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
"Der Handel mit menschlichen Organen und Geweben hat dramatische Ausmaße angenommen. Kriminelle Organisationen zahlen verzweifelten Menschen gerade einmal 3000 Euro für eine Niere und verschachern diese dann für 100.000 Euro weiter." Der österreichische Europaparlamentarier Hubert Pirker sieht dringenden Handlungsbedarf: "Wir brauchen europaweit einheitliche Maßnahmen zur Bekämpfung dieses verbrecherischen Geschäfts."
Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" skizziert Pirker die Problemlage: Die Organspender sind demnach vor allem in osteuropäischen Ländern wie Moldawien oder Albanien beheimatet, wo die extreme Armut viele in die Hände skrupelloser Geschäftemacher treibt. Die Entnahme der Spenderniere erfolgt meistens an Ort und Stelle, oft werden die mittellosen Opfer auch in die Türkei gelockt. Die Organspender werden zuvor von der Nutzlosigkeit etwa einer zweiten Niere überzeugt, leiden nach erfolgter Entnahme aber ihr Leben lang an den Folgen der Operation.
Privatkliniken in Europa involviert?
Abnehmer findet das kriminelle Gut in den reichen Industriestaaten der EU oder in den USA. Wobei der Organhandel "perfekt organisiert ist, so dass die Beweisführung meist auf Schwierigkeiten stößt", erläutert Pirker. Es gäbe aber "Indizien", dass in italienischen und deutschen Privatkliniken illegal entnommene Nieren transplantiert würden. "In Österreich kommt so etwas mit Sicherheit nicht vor" beruhigt der Parlamentarier unter Verweis auf die strenge Gesetzeslage.
Derzeit wird das Thema in EU-Parlament behandelt und an einem "Rahmenbeschluss" gefeilt. Für Pirker stehen die Chancen nicht schlecht, dass es in der Folge zu einer EU-Richtlinie kommt. Dadurch sollen strengere Kontrollen in Kraft treten. Wünschenswert sei beispielsweise ein "Zertifikat", wodurch EU-weit die Herkunft eines Spenderorgans nachvollziehbar werden soll.
Für Delikte unter besonders schweren Umständen sieht das EU-Parlament künftig einen Mindeststrafrahmen von zehn Jahren Haft vor. "Dies ist angesichts der Schwere der Straftaten angemessen" so Pirker.