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Interpol-Initiative gegen Bestechung und Machtmissbrauch. | Einzigartiges Kompetenzzentrum soll entstehen. | Wien. Führende Spezialisten für die weltweite Bekämpfung von Bestechung und Machtmissbrauch sollen künftig in Österreich ausgebildet werden. Dafür wird Interpol die erste Anti-Korruptionsakademie der Welt im Großraum Wien eröffnen; als wahrscheinlichster Standort gilt Laxenburg. Die österreichische Innenministerin Liese Prokop und Interpol-Generalsekretär Ronald K. Noble stellen das Vorzeigeprojekt heute, Dienstag, in Wien vor.
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Die geplante Fachuniversität soll ein einzigartiges Kompetenzzentrum im Bereich der Anti-Korruptionswissenschaften werden. Die Ausbildung will soziologische, volkswirtschaftliche, psychologische und kriminologische Elemente enthalten. Die ersten Seminare sind für 2007 geplant. Im Jahr darauf sollen auch mehrjährige Post-Graduate-Lehrgänge beginnen. Bis zu 300 Polizisten, Richter und Staatsanwälte aus der ganzen Welt sollen dann geschult werden können.
Deren Gegner scheint übermächtig. "Korruption hat es schon im Alten Testament gegeben", sagt Martin Kreutner, Chef des österreichischen Büros für interne Angelegenheiten. "Es handelt sich um ein breites gesellschaftliches Phänomen." Neben dem Aufdecken und der Ahndung der Korruption gehe es daher vor allem um die Prävention. Dazu müsse Problembewusstsein geschaffen werden. Denn die betrügerische Bereicherung einzelner auf Kosten der Allgemeinheit schade nicht nur der Volkswirtschaft sondern gefährde auch die Grundkonzepte des friedlichen Zusammenlebens. Die Vertrauensbasis gegenüber dem Staat werde erschüttert. Das könne im Endeffekt bis zu so genannten "failed states" oder "captured states" führen, wo Gesetze etwa von der organisierten Kriminalität oder großen Konzernen diktiert würden.
Lange Tradition
Die Schwierigkeit bei der Bekämpfung von Korruption sei die so genannte Doppeltäterschaft, erläutert Kreutner. Keiner der Beteiligten - weder der Empfänger noch der Zahler von Bestechungsgeldern - habe ein Interesse an der Aufdeckung des Geldflusses. Denn beide haben sich strafbar gemacht. Zudem wüssten die Opfer der Korruption - der Staat oder Firmen im Fall von betrügerischen Mitarbeitern - oft lange nichts von den Taten.
Als Sitz der neuen Akademie manifestiere Österreich laut Innenministerium seine Tradition als ein Zentrum der weltweiten Verbrechensbekämpfung. Schon die Interpol wurde als International Criminal Police Commission 1923 in Wien gegründet, wo sie bis 1946 ihr Hauptquartier hatte. Seit 1997 hat hier das UNO-Büro für Drogen und Kriminalität UNODC seinen Sitz. Auch die UN-Konvention gegen Korruption wurde in Wien ausgearbeitet.
Das Land hat sich mit seiner Bewerbung gegen Kandidaten aus Asien und Afrika durchgesetzt. Wenn die Akademie einmal läuft, erwägt Interpol auch die Etablierung von Filialen auf anderen Kontinenten. Über die Kosten der neuen Akademie halten sich sowohl Interpol als auch die Österreicher noch bedeckt.