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Eines vorweg: Die "Österreich-Rede" von Vizekanzler Michael Spindelegger war recht gut, aber eher die Rede eines ÖVP-Obmannes an eine verunsicherte und/oder angefressene Gefolgschaft. Tatkraft und Fleiß, Leistung und Eigenverantwortung - das sind die Schlüsselworte, mit denen die Partei in die kommenden Wahlen ziehen will. Spindelegger ließ sich vor der Rede von Thomas Musters Manager und Schulkollegen Ronny Leitgeb als "Grundlinienspieler, nicht als aggressiver Aufschlag-Volley-Spieler" charakterisieren. Die Rede blieb diesem Motto treu.
Die Arbeit für die Volkspartei beginnt aber erst, wie die Innsbrucker ÖVP am selben Tag bewies, an dem Spindelegger seine Rede hielt. Der in seinen Wertvorstellungen durchaus angreifbare Tiroler Wirtschaftsbund-Obmann Jürgen Bodenseer (Wiedereinführung der Todesstrafe) forderte ultimativ den Posten des Innsbrucker Vizebürgermeisters für die ÖVP. Sonst würde der Wirtschaftsstandort Tirol Schaden leiden.
Abgesehen davon, dass die Forderung unerfüllt bleibt, zeigt das Beispiel, welch harten Weg der ÖVP-Obmann mit seiner Werte-Strategie partei-intern zu gehen hat. Viele Funktionäre der Partei in Ländern und Gemeinden sind der Ansicht, dass die Republik ohne sie nicht funktionieren könne. Solche Überheblichkeit straft der Wähler neuerdings gerne ab, nicht nur in Österreich. Auch Norbert Röttgen im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen bekam für seine abgehobene Position eine bittere Rechnung präsentiert.
Wenn die Volkspartei also nun auf diesen Werten beharrt, dann wird sie sich selbst daran messen lassen müssen.
Das wird hart genug. Viele Funktionäre der Volkspartei denken nicht in Leistungskategorien, sondern vielmehr in einem simplen Freund-Feind-Schema. Das tun andere politische und politnahe Organisationen auch, was der Volkspartei aber im Zusammenhang nicht hilft. Spindelegger definierte deren Werte-Kanon eben neu - und durchaus präzis. Zum Wert "Freiheit" gehört auch, dass im ÖVP-Parlamentsklub Debatten stattfinden, die nicht gleich das Wohlwollen der Klubführung finden.
Es mag sein, dass Michael Spindelegger mit seinem als Korruptions-Befreiungsschlag gedachten Werte-Fundament die politische Debatte in Österreich insgesamt sensibilisiert. Sicher aber in der ÖVP. Und da wird er in nächster Zeit auch einmal Aufschlag-Volley spielen müssen . . .