)
Warum Langlebigkeit ein "Risiko" ist - und eine niedrige Sterblichkeitsrate ein "Problem".
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wenn das so weiter geht, dann bekommt die dänische Königin noch eine Sehnenscheidenentzündung! Angeblich schreibt sie nämlich jedem ihrer Untertanen händisch einen Brief, wenn dieser 100 Jahre alt wird.
In Japan erhält jeder Hundertjährige einen silbernen Sake-Becher - mit steigender Lebenserwartung im Land wird dieses Geschenk aber immer kleiner. Während 1963 nur 153 Japaner die Hundertergrenze erreichten, waren es 2008 bereits 36,276.
Dieser Trend zeichnet sich in allen Industriestaaten ab und sogar die sogenannten "Schwellenländer" holen auf. Im heutigen Euroraum lag die durchschnittliche Lebenserwartung eines männlichen Säuglings 1997 noch bei 74,6 Jahren und zehn Jahre später bereits bei 77,5 Jahren - Tendenz steigend.
Ein 60-Jähriger in der Region konnte 1997 damit rechnen, noch 19,4 Jahre im Durchschnitt zu leben, eine Dekade später waren es schon 21,5 Jahre - Tendenz steigend.
Im Zusammenhang mit Sozialsystemen und Investitionen, die auf eine bestimmte Auszahlungssumme bis zum Ableben ausgerichtet sind, werden solche Steigerungen in der Lebenserwartung zum "Risiko" und eine niedrige Sterblichkeitsrate zum "Problem".
Pensionssysteme in Schieflage
Durch die Überalterung der Gesellschaft, die ganz Europa trotz Zuwanderung bevorsteht, werden staatliche Pensionssysteme in Schieflage geraten.
"Unsere Bedarfsanalysen haben gezeigt, dass das Vertrauen in diese sogenannte erste Säule des Pensionssystems abnimmt und dass das Thema private Vorsorge in Österreich immer wichtiger wird", ist Klaus Himmelreich, Vorstand der neu gegründeten Swiss Life Österreich AG, überzeugt. Eine Möglichkeit selbst Geld anzusparen ist dabei die Lebensversicherung, die der Schweizer Versicherer seit 150 Jahren in verschiedenen Ausformungen anbietet.
Sogenannte Sterbekassen gab es bereits in der römischen Kaiserzeit (collegia tenuiorum), mit denen ein Kollektiv durch Einzahlungen ein anständiges Begräbnis für jedes seiner Mitglieder sicherstellte.
Die Lebensversicherung im modernen Sinn entwickelte sich jedoch erst im 17./18. Jahrhundert mit der Erstellung der ersten "Sterbetafeln". Das sind Tabellen über die Prognosen zur Lebenserwartung der Bevölkerung, die mit zur Bestimmung der Prämienhöhe herangezogen werden.
In Österreich gibt es rund elf Millionen Lebensversicherungsverträge und 2009 wurden 7 Mrd. Euro an Prämien für dieses Produkt einbezahlt.
Über die Jahrzehnte wurde die klassische Lebensversicherung weiterentwickelt nicht zuletzt, weil viele Leute in Erwartung einer höheren Rendite zu individuelleren Anlageformen abgewandert sind.
So wurde etwa die fondsgebundene Lebensversicherung immer beliebter, bei der die Auszahlung am Ende der Laufzeit oder bei Ableben an die Marktentwicklung gekoppelt ist.
Hier ist aber die Garantie und ihre genaue Formulierung zu beachten: Einige Versicherer zahlen die eingezahlten Prämien zurück, aber zum Beispiel nicht die Zinsen, oder sie ziehen entstandene Kosten ab.
Während Kritiker die Intransparenz dieses Versicherungsproduktes bekritteln, betonen Anhänger, dass durch die kollektive Veranlagung bessere Erträge erzielt und Kosten gespart werden können.
Für das geringere Anlagerisiko in Lebensversicherungen muss der Kunde einen Preis bezahlen - wozu aber immer weniger bereit sind. "Der natürliche Feind der klassischen Lebensversicherung ist die Begehrlichkeit," ist Christoph Krischanitz, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens arithmetica, überzeugt.
Barbara Ottawa ist freie Journalistin und berichtet vorwiegend über Investitionen und Pensionskassen.