Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Jetzt wäre wieder die Zeit dafür gewesen: Mehr als drei Jahrzehnte lang lockte das Wiener Spielefest jährlich an die 70.000 (zahlende!) Spielfreudige in das Austria Center Vienna (das viele Wiener sonst ja das ganze Jahr über nicht betreten). Hier konnte man hunderte Spiele ausprobieren, kennenlernen und sich für Weihnachten eine Wunschliste zusammenstellen. Auch wenn es keine verlässlichen Zahlen gibt: Jeder kann sich denken, welchen Umsatz der Spielhandel nach dieser Veranstaltung jedes Jahr für sich verbuchen konnte.
Schon im Vorjahr hieß es, das Spielefest mache "mangels Finanzierung" Pause - man vertröstete die Fans auf 2017. Doch auch heuer gibt es keines und wohl auch in Zukunft nicht mehr. Der Gründer des Festes, Ferdinand de Cassan, ist im Frühjahr dieses Jahres verstorben und mit ihm wohl auch ein Fixpunkt im Kalender vieler Familien, die die freundliche und informative Veranstaltung voller positiver Energie vermissen. Die Messe Reed, die - aus völlig unnachvollziehbaren Gründen - 2016 sozusagen eine "Gegenveranstaltung" durchführte, ließ nach einem Flop heuer überhaupt die Finger davon. Und einen Nachfolger für de Cassan als Organisator des Spielefests gibt es bis dato nicht.
Die Folge: Die Wienerinnen und Wiener samt ihrer Kinder fallen auch dieses Jahr um ein Spielefest um. Es ist erstaunlich, wie freigiebig mit diesem brachliegenden Potenzial in einer Weltstadt umgegangen wird. Oder ist es einfach nur lukrativer, im Austria Center hochpreisige Kongresse abzuhalten, und die Wiener Kinder sollen halt woanders - oder gar nicht - spielen? Das ist kein schönes Bild, das man damit vermittelt.