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Was der heute wieder aufführt . . . Unglaublich, diese Schlamperei . . . Schon wieder so ein schwerer Fehler . . . - So etwa lamentierte ORF-Kommentator Wolfgang Koczi in der Live-Übertragung des Schlagerspiels Rapid Wien gegen Austria Wien am Sonntag in ORF 1 unentwegt vor sich hin. Es war unmittelbar nach dem Anpfiff der zweiten Halbzeit - ich hatte zu diesem Zeitpunkt eben erst den Fernseher aufgedreht -, als man ihn so über die offenbar unverzeihlichen Fehler des Austria Wien-Verteidigers Verlaat schimpfen hörte. Nun gehen bei einem Derby gewiss die Emotionen hoch, nicht nur in den Reihen der fußballbegeisterten Zuschauer, sondern auch auf dem Spielfeld. Von einem Sportkommentator jedoch hätte ich doch etwas mehr Distanz und Sachlichkeit erhofft. Was aber Koczi diesmal bot, grenzte schon an Spieler-Mobbing. Sogar als nach einer angeblichen weiteren Stümperei die Zeitlupenwiederholung zeigte, dass Verlaat dabei vom Gegner gefoult worden war, beharrte Koczi darauf, dass sich der Verteidiger erbärmlich schlecht aufgeführt hätte. Erst als Verlaat wenig später ein glanzvolles Tor schoss und ihm damit der für seinen Mannschaft so wichtige Anschlusstreffer gelang, hörte die Nörgelei auf.
In der Riege der ORF-Sportkommentatoren gibt es mehrere junge Journalisten, die für einen frischen Wind sorgen, fachkundige, um Objektivität bemühte Töne anschlagen, ihre Gefühle unter Kontrolle halten und dabei doch nicht - was fatal wäre - emotionslos wirken. Diese müssen den Vergleich mit ihren deutschen Kollegen - insbesondere bei den Privatsendern - keinesfalls scheuen. Koczi gehört - nach dieser Leistung - nicht dazu.