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Spieler Scharner, Trainer Scharner

Von Christian Mayr

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2. Klasse Donau. Ganz unten also in Niederösterreichs Amateur-Fußball. Doch man muss über Paul Scharners neue Tätigkeit als Spielertrainer beim FK Hagenbrunn nicht gleich spötteln, dass ein ehemaliger Profi seines Formats - 40-facher Teamspieler, 221-facher Premier-League-Spieler, FA-Cup-Titel 2013 - nichts Besseres gefunden hat. Immerhin, der erst vor vier Jahren gegründete Klub versteht sich als Ausbildungsverein, der kommende Saison erstmals mit dem Nachwuchs eine Kampfmannschaft stellen will. Mal eine andere Idee als die vielen zerplatzten Seifenblasen, die man in und um Wien alle schon erlebt hat. Auch Teamchef Marcel Koller kann ob der Nachricht aufatmen: Denn nun muss er die Äußerungen eines 37-jährigen Unterhaus-Kickers wirklich nicht mehr kommentieren. Wir erinnern uns: Scharner behauptete im Frühjahr, David Alaba habe im Hinspiel gegen Irland (0:1) eine Anweisung Kollers - nämlich linker Verteidiger zu spielen - ignoriert. Statt diesen anhand von TV-Bildern durchaus möglichen Vorfall sachlich aufzuklären oder den Vorwurf schlicht zu ignorieren, gab sich der Teamchef die Blöße und attackierte Scharner persönlich, indem er ihm unter anderem sportliche Erfolglosigkeit vorwarf. Scharner hatte damit also einen wunden Punkt von Koller (und Alaba) getroffen, der am Sonntag in Dublin - mangels weiterhin nicht vorhandener Linksverteidiger - ganz bestimmt wieder diskutiert wird. Gewiss ohne Scharners Senf, denn der darf sich nun der kleinen Fußballwelt widmen, wo er vielleicht Erfahrungen mit undisziplinierten Spielern machen wird, die Trainer-Vorgaben ignorieren. So wie Scharner einst bei der Austria Jogi Löw die Einwechslung verweigerte, weil er nicht auf seiner Wunschposition spielen sollte. So etwas kann in Hagenbrunn dem Trainer Scharner mit dem Spieler Scharner eher nicht passieren.