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Spielzeug aus China macht nicht alle froh

Von Christine Zeiner

Wirtschaft

Akkordarbeit, 7-Tage-Woche, unbezahlte Überstunden und mangelhafter Arbeitnehmerschutz: Das sind häufig die Bedingungen, unter denen die meisten Plüschtiere und Puppen hergestellt werden. 70% aller Spielwaren stammen aus China. Die schlechtesten Arbeitsbedingungen gibt es in den Produktionsstätten von Walt Disney, berichtet das Verbrauchermagazin "Konsument" in seiner Dezemberausgabe.


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Bei Walt Disney müssten die Beschäftigten - meist junge Frauen - wegen der vielen Überstunden umgerechnet 160 Euro verdienen. Bezahlt würden 85 Euro, heißt es in dem Bericht. Auch den Arbeitern der Hasbro-Fabrik würde die Hälfte ihres Lohnes vorbehalten werden. Außer bei Lego wird in den sechs untersuchten Fabriken weniger bezahlt, als den Arbeitern an gesetzlichem Lohn zustehen würde, hauptsächlich weil die Überstunden "nur zu einem geringen Teil abgegolten" werden, schreibt das Magazin. Die Arbeitnehmer würden "um ihren Lohn geprellt".

Die internationale Testorganisation ICRT (International Consumer Research and Testing) führte den "Ethik-Test" in der chinesischen Spielzeugindustrie durch. ICRT hat dafür mit lokalen Organisationen zusammengearbeitet und verdeckte Interviews mit Arbeitern in der Hochburg der chinesischen Spielzeugindustrie am Perlenfluss nahe Hongkong geführt. Untersucht wurden Fabriken der Firmen Lego, Matell, Bandai, MGA, Hasbro und Disney. Der Testorganisation wurde - außer bei Lego - kein Besuch auf dem jeweiligen Firmengelände gestattet.

"Illusionslos"

In den Fabriken sind befristete Arbeitsverträge laut ICRT die Regel - in erster Linie, damit sich die Arbeitgeber einen bezahlten Jahresurlaub ersparen können. In keiner einzigen der untersuchten Fabriken (auch nicht in der "arbeitnehmerfreundlichsten" von Lego) gibt es für die Beschäftigten einen Jahresurlaub. In drei von sechs Fabriken stießen die Prüfer auf einen freien Tag in der Woche. Die Möglichkeit einer Schwangerschaftskarenz existiert außer bei Lego nicht.

"Ich arbeite hier seit ich 17 bin. Ich habe heute keine Illusionen mehr, man muss die Zukunft realistisch sehen: drei Mahlzeiten am Tag, arbeiten, schlafen, das ist alles", zitiert "Konsument" die Aussage einer 22-jährigen Arbeiterin in einer Bandai-Fabrik.

Keine Kinderarbeit gesichtet

In keiner der sechs Fabriken gebe es Anzeichen für Kinderarbeit, bemerkt ICRT. Im Vergleich zu früher habe sich auch die Arbeitssicherheit verbessert. Dennoch weise der Bereich Arbeitnehmerschutz "weiter schwere Mängel" auf.

Peter Blazek von der "Konsument"-Redaktion sieht für die kritische Konsumentin bzw. den kritische Konsumenten drei Möglichkeiten: Man könne nach den Ergebnissen der Erhebung unterscheiden, sprich: die Produkte jenes Unternehmens wählen, das am vertrauenswürdigsten erscheint - "auch wenn das nur ein gradueller Unterschied sein mag", sagt Blazek gegenüber der "Wiener Zeitung".

Brief oder Holzpuppe

"Will meine Tochter aber unbedingt eine Barbie-Puppe haben, könnte ich dem Unternehmen schreiben und nach dessen sozialer Verantwortung fragen", rät Blazek. Das sei nicht viel, aber immerhin ein Anfang.

Eine dritte Möglichkeit ist seiner Ansicht nach, anstatt der Barbie-Puppe eine "Holzpuppe aus dem Waldviertel" zu erstehen. "Wenn das ein paar Tausend machen, wirkt sich das auf die Umsätze des regionalen Markts aus", erklärt Blazek. Der zuständige Regionalleiter des internationalen Unternehmens habe dem Konzern gegenüber Erklärungsbedarf. Der Inhalt der Erklärung könnte sein, dass Konsumentinnen und Konsumenten nicht egal ist, unter welchen Bedingungen produziert wird.

http://www.konsument.at