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Forschung gedeiht am besten in Freiheit. Doch auf der Spielwiese der Libertät tollen neben den Ehrlichen auch die Spießgesellen des Missbrauchs. Sie bohren Lücken ins Forschungssystem, an die bisher kaum gedacht wurde.
Zwei Milliarden Euro dürfen die Wissenschafter der deutschen Max-Planck-Institute jährlich an Steuergeldern ausgeben. So viel Geld für freie Forschung führt im besten Fall zu Top-Ergebnissen - im Fall Max Planck sind es 17 Nobelpreisträger. Im schlechtesten Fall kann es aber den Boden bereiten für Unverhältnismäßigkeit und Betrug. Institutsmitarbeiter sollen Partys als Betriebsaufwand verbucht haben, die keiner waren, Immobilien-Zuwendungen entgegengenommen und sich über Privatfirmen bereichert haben.
Die Grundlagen für solches Verhalten schafft der Forschungsbetrieb, dessen ausgesprochene und unausgesprochene Regeln vor Unschärfen beben. Da niemand Preise bei Brot und Wasser verleihen will, gibt es Repräsentationsaufwand. Da einsatzfreudige Jungforscher Partys mögen und Wertschätzung brauchen, gibt es Betriebsaufwand. Damit sich die Köpfe von Forschungsinstituten international vernetzen, gibt es Reisebudgets. Da Talente aus dem Ausland hier wohnen müssen, werden Immobilien unterhalten. Und wozu neue Technologien, wenn keine Firma sie erzeugt? Ohne Zweifel sind entsprechende Möglichkeiten sinnvoll und richtig. Das Problem ist nur, dass Rahmenbedingungen, die keine Grenzen setzen, in den Händen von Menschen ohne Unrechtsverständnis ins Unrecht abgleiten. Schärfere Kontrollen wären von Nöten - wo diese den Forschern nicht die Zeit zum Forschen stehlen