Steinböcke mit Sendern unterwegs. | Monitoring im Nationalpark Hohe Tauern. | Heiligenblut. Seit 1960 gibt es wieder Steinböcke im Glocknergebiet (seit dem 19. Jahrhundert waren sie dort ausgerottet). Bisher waren Naturschützer und Jäger allerdings auf Vermutungen angewiesen, was die Wanderrouten der Tiere betrifft, deren Zahl auf rund 1000 geschätzt wird.
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Klarheit schaffen soll ein sechsjähriges Monitoring-Projekt im Nationalpark Hohe Tauern, das bis 2011 läuft: Insgesamt zehn Steinböcke mit GPS-Sendern um den Hals werden beziehungsweise wurden via Satellit verfolgt, und schon vor der Auswertung aller Daten zeigen sich einige interessante Ergebnisse: Junge Böcke sind zum Beispiel während und vor der Brunftzeit wesentlich aktiver als ältere. "Die Jungen müssen ihre Position verteidigen, die Alten haben das nimmer nötig", meint dazu Klaus Eisank von der Kärntner Nationalparkverwaltung. Er kennt mittlerweile auch den Tagesablauf der Steinböcke recht gut: Futtersuche von Sonnenaufgang bis zum Vormittag, dann eine lange Mittagsruhe, ehe sie am frühen Abend wieder bis Sonnenuntergang aktiv werden.
Rekord: 400 Kilometer in einem einzigen Jahr
Der bevorzugte Lebensraum des auf harte Bedingungen ausgelegten Steinwilds sind Felsen mit ein bisschen Vegetation - die einzige Ausnahme bildet ein junger Bock, der im Zoo aufgewachsen ist: Er zeigt eine starke Bindung an seinen Freilassungsplatz und hält sich daher lieber im tiefer gelegenen Almenbereich als in den hohen Felswänden auf.
Während die Mehrzahl der Steinböcke ein relativ fixes Streifgebiet hat, das ein paar Quadratkilometer umfasst, ist der vierjährige "Rupert" offenbar aus der Art geschlagen: Der besenderte Bock wanderte nämlich im Verlauf eines Jahres von Kals in Osttirol über den Großglockner nach Heiligenblut auf der Kärntner Seite, dann wieder zurück nach Kals und von dort weiter bis zum Sonnblick - Luftlinie rund 20 Kilometer mit einer Gesamtwanderstrecke von rund 400 km in fünf Wochen.. .
Abgesehen von interessanten Details wie diesem hat das Steinwild-Monitoring vor allem die These bestätigt, "dass es im Nationalpark Hohe Tauern nicht mehrere kleine Steinwildpopulationen gibt, sondern eine große", sagt Ferdinand Lainer von der Nationalparkverwaltung in Salzburg. Daher sei ein bundesländerübergreifendes Management notwendig. Der Nationalpark liegt ja in Salzburg, Kärnten und Osttirol. Um den Steinwildbestand macht man sich mittlerweile keine Sorgen mehr.
Nach den Böcken jetzt die Geißen
Was den Wildbiologen noch fehlt, sind nähere Informationen zu den Steingeißen. "Bisher konnten wir nämlich nur Böcke besendern", erklärt Eisank. "Die sind nämlich nicht so vorsichtig wie die Geißen und lassen sich daher leichter narkotisieren." Das Rudel rundherum schaue sogar neugierig zu, wenn ein betäubter Bock besendert werde.
Für die Geißen wurden daher auf der Franz-Josefs-Höhe bei Heiligenblut eine Falle errichtet, eine weitere steht bereits seit 25 Jahren in Kals auf der anderen Seite des Glockners. "Bei den Geißen, die generell standorttreuer sind als die Böcke, interessiert uns vor allem der Tagesablauf", sagt Eisank. Bisher ist den Forschern allerdings noch kein passendes Weibchen in die Falle gegangen.