Hochqualifiziert war der junge Praktikant aus China, immer freundlich, immer fleißig. So eifrig sogar, dass er Abends länger im Büro arbeitete als alle anderen Kollegen. Was keiner merkte: Der Praktikant zog bei seinen Überstunden Daten aus dem Computersystem des Unternehmens auf einen USB-Stick.
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Für den chinesischen Geheimdienst ist der Studenten-Trick nach Angaben des Verfassungsschutzes eine durchaus gängige Methode in der Wirtschaftsspionage - mit zunehmender Tendenz.
"Das können Studenten sein, Praktikanten oder Wissenschaftler, die sich in Deutschland aufhalten", heißt es aus Kreisen des Bundesamtes für Verfassungsschutz in Köln. Gerade mittelständische Unternehmen würden verstärkt vom chinesischen Geheimdienst angegriffen. Sie schützten sich anders als Großkonzerne kaum vor möglichen Spitzelattacken, seien aber gerade im Sektor Maschinenbau eine ergiebige Quelle für Innovationen.
In einem Bericht zur Entwicklung der Spionage in Deutschland warnt die Behörde: "Dieser Personenkreis fühlt sich seiner Heimat häufig eng verbunden, das nutzen die Nachrichtendienste aus." Das chinesische Ministerium für Staatssicherheit (MSS) habe als ziviler Nachrichtendienst einen umfassenden Aufklärungsauftrag in Deutschland.
"Die erhöhte Gefahr ergibt sich in der Wirtschaftskrise dadurch, dass der Wettbewerb härter geworden ist und die Konkurrenz besonders am deutschen Know-how der mittelständischen Unternehmen interessiert ist", sagt der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit der Wirtschaft, Berthold Stoppelkamp. Der an den Deutschen Industrie- und Handelskammertag angebundene Verein arbeitet bei der Spionageabwehr eng mit dem Verfassungsschutz zusammen.
"Es gibt in mittelständischen Unternehmen meist keinen speziellen Mitarbeiter, der für den Schutz des Know-hows verantwortlich wäre. Das ist ein Problem", erklärt Stoppelkamp. Der Schaden durch die Wirtschaftsspionage liege nach wissenschaftlichen Erkenntnissen derzeit jährlich bei etwa 20 Milliarden Euro.
Dabei können nicht allein Werksstudenten oder Praktikanten ein Sicherheitsrisiko sein, wenn sie sich per USB-Stick an ungeschützten Modell-Plänen oder Kundendateien bedienen. Gerade in der Wirtschaftskrise würden Firmen verstärkt Opfer von Spionageangriffen, wenn sie zum Beispiel nach einer Kapitalspritze suchten, sagt Stoppelkamp. "Bevor Investoren etwa aus Osteuropa, China oder Russland Geld in ein solches Unternehmen stecken, wollen diese detailliert offengelegt haben, welche Projekte in der Firma anstehen. Das ist ein enormes Sicherheitsrisiko."
Zudem könnten E-Mailkontakte mit als möglichen Kunden getarnten Agenten großen Schaden anrichten, erklären die Experten. Die Spione platzieren Trojaner auf den Rechnern der Unternehmen und transferieren auf diese Weise massenweise Daten.
Bewerber auf eine Praktikanten- oder Studentenstelle auf eventuelle Agententätigkeit zu durchleuchten, ist schwierig. Rüstungsbetriebe mit Geheimaufträgen oder etwa Atomkraftwerke dürfen Bewerber durch den Verfassungsschutz überprüfen lassen. Normalen Unternehmen erlauben es die Bestimmungen zum Datenschutz nicht, Nachforschungen bei Behörden zu beantragen.
"Bevor Studenten und Praktikanten eingestellt werden", empfiehlt Stoppelkamp, "sollten Sicherheits-Vorkehrungen im IT-System getroffen werden." Es solle nur bestimmten Mitarbeitern erlaubt sein, auf für sie freigegebene Datensätze zuzugreifen.
Mit der Broschüre "Wirtschaftsspionage: Risiko für Ihr Unternehmen" wirbt der Verfassungsschutz für mehr Vorsicht gerade in kleineren aber innovativen Betrieben. Das Formular und Kontakte zur Beratung können auf der Internetseite der Behörde abgerufen werden.
LinkWirtschaftsspionage: Risiko für Ihr Unternehmen