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Schmied kündigt eine "Aufholjagd" im Bildungsbereich an.
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Wien. Österreich ist besonders gut in der berufsbildenden Ausbildung: Platz eins bei den OECD-34 und den EU-21, was die berufsorientierte Ausbildung betrifft. 82 Prozent der Erwerbsbevölkerung verfügen über mindestens einen Abschluss der Sekundarstufe II - BHS, BMS, Berufsschulen, AHS-Oberstufe (OECD-Schnitt sind 72 Prozent). Und Österreich gibt nach wie vor sehr viel Geld für Bildung pro Schüler aus. Innerhalb der EU-21 liegt Österreich auf Platz zwei.
Zwei Bildungsstudien präsentierte Unterrichtsministerin Claudia Schmied am Dienstag in einer Pressekonferenz. Der jährliche Bildungsbericht der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung OECD zeigt allerdings die alten Mängel auf: wenig Chancen für einen Bildungsaufstieg, geringe Akademikerquote, geringe Unterrichtsverpflichtung für Lehrer. Das Wifo wiederum bescheinigt in der Studie "Bildung 2025" dem österreichischen Bildungssystem "ein beachtliches Upgrading in den vergangenen Jahren", wie Karl Aiginger sagte. Allerdings bemängelte er, dass ein Fünftel der Schulabgänger nicht sinnerfassend lesen können.
"Wir sind auf gutem Weg, aber wir sind noch nicht am Ziel", sagte Schmied, die eine "Aufholjagd im Bildungsbereich" ankündigte. Die enorm hohen Ausgaben pro Schüler/Studierendem (durchschnittlich 12.285 Euro) erklärte die Unterrichtsministerin so: Die Ausgaben für den Sekundarbereich II (12.737 Euro pro Schüler - hier vor allem die BHS, die eine teurere Ausstattung benötigen) seien bewusst hoch, weil diese Ausbildungsform - zusammen mit der dualen Lehrlingsausbildung - vorbildhaft in der EU und der OECD sei. Auch das Betreuungsverhältnis zwischen Lehrer und Schülern sei bewusst gesenkt worden.
Ungewollte Faktoren, die die Ausgaben in die Höhe treiben, sind die hohen Ausgaben für Lehrer. Allerdings deshalb, weil 50 Prozent der Pädagogen über 50 Jahre alt und daher auch in einer hohen Einkommensklasse seien, erläuterte die Ministerin.
Mehr Unterrichtszeit für Lehrer

"Es ist wichtig, in Bildung zu investieren. Aber jede Investitionsmaßnahme muss mit Qualitätsverbesserung verknüpft sein. Mehr Geld ohne Reformen wäre nicht richtig", sagte Schmied. Daher müssten jetzt auch Reformen im Dienst- und Besoldungsrecht der Lehrer erfolgen. "Das ist kein Sparprogramm", beruhigte Schmied, sondern damit solle "die Effektivität des Schulsystems verbessert werden. Am Ende müssten Ganztagsschulen, Lernbegleitung oder Coaching problemlos möglich sein.
Auch die Anwesenheit der Lehrer in den Klassen müsse gesteigert werden. Hier zeigt der OECD-Bericht im Vergleich zum Vorjahr sogar noch ein schlechteres Bild. Auch diese im internationalen Vergleich geringe Unterrichtsverpflichtung der Lehrer habe Auswirkungen auf die Kosten, betonte Schmied. Sie versprach, die Pädagogen durch Sekretäre und Psychologen zu entlasten.
Österreichs Wirtschaft liege derzeit unter den Top Fünf der EU und unter den top zehn der OECD. Ob Österreich im Jahr 2025 an erster Stelle oder an zehnter Stelle sein werde, hänge vom Bildungssektor ab, sagte Aiginger. Und da sei ein breiter Mix an Qualifikationen wünschenswert. Natürlich brauche es gutes Rüstzeug in den Basiskompetenzen und den Sozialkompetenzen und es sei auch Allgemeinbildung notwendig, um vor allem im Berufsleben leichter wechseln zu können. Bildung jedenfalls sollte von Budgetkürzungen ausgenommen werden, rät der Wirtschaftsforscher.
Studiengebühren bleiben Konfliktthema
Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle schließt aus der OECD-Studie, dass Österreichs Universitäten mehr private Mittel brauchen. Österreich liege zwar mit einem Anteil von rund 1,45 Prozent des BIP zur Hochschulfinanzierung im EU-Durchschnitt und bei den öffentlichen Ausgaben dafür mit 1,4 Prozent darüber; der Anteil privater Mittel liegt mit 0,05 Prozent allerdings weit unter dem EU-Schnitt von 0,3 Prozent. Töchterle setzt bei der Steigerung der privaten Mittel auf Spenden, Investitionen von Unternehmen und Studiengebühren.
Die Unterrichtsministerin hält nichts von Studiengebühren und steht in dieser Debatte auf der Seite ihres Parteivorsitzenden: Ein Modell, das Studiengebühren auf der einen Seite und höhere Stipendien andererseits vorsieht, hält sie nicht für sinnvoll.