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Spitzengastronomie in tiefer Krise

Von Petra Tempfer

Wirtschaft
Edles Essen bei Kerzenlicht als unerlaubter Genuss? Foto: bb

Nobelrestaurant "Drei Husaren" hat Konkurs angemeldet. | "Top-Bereich hat größte Probleme." | Wien. Schon wieder stellt ein Wiener Spitzenrestaurant seinen Betrieb ein: Am Donnerstag wurde bekannt, dass die Eigentümergesellschaft der "Drei Husaren", die Uwe V. Kohl GmbH & Co KG, Konkurs angemeldet hat. Derzeit ist noch unklar, was mit den Räumlichkeiten in der Wiener Innenstadt geschieht. Der Hauseigentümer steht einer Fortführung unter gleichem Namen laut Sprecher Walter Lattenmayer jedoch positiv gegenüber.


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Für die Wiener Gastronomie ist das Zusperren der "Drei Husaren" nach dem Abgang des hochdekorierten Küchenchefs Joachim Gradwohl aus dem Restaurant "Meinl am Graben" im März der nächste Tiefschlag. Davor hatten schon Christian Petz das "Palais Coburg" und Reinhard Gerer das "Korso" verlassen. "Hier ist tatsächlich eine Häufung zu beobachten", sagt Josef Bitzinger von der Wirtschaftskammer zur "Wiener Zeitung". "Der Top-Bereich hat seit letztem Jahr die größten Probleme."

Hauchdünne Kalkulation

Heinz Reitbauer, Küchenchef im "Steirereck", sieht diesen Trend in der Wirtschaftskrise begründet. "Alle denken ans Sparen und werden vom schlechten Gewissen gequält, wenn sie vielleicht 200 Euro für ein Mittagessen ausgeben", meint er. Vor allem Firmen seien in Bezug auf die Wahl der Firmenfeier-Lokalität weit weniger spendabel als früher. Falls dann doch jemand ein Nobellokal wählt, sei er erpicht darauf, sich nicht den Vorwurf der Verschwendung anlasten zu lassen. "Viele kommen zu mir und sagen: ,SchreibenS nicht eine Weinflasche zu 50 Euro, sondern zwei zu 25 auf die Rechnung", so Reitbauer.

Die richtige Kalkulation sei eine hauchdünne Gradwanderung auf den Cent genau - aber wichtig, um als Haubenkoch überleben zu können. "Denn für den Gast scheint alles zu teuer", resümiert Reitbauer, "und für den Wirt, der höchste Qualität liefern muss, zu billig."

Bitzinger glaubt dennoch, dass es für die "Drei Husaren" eine Zukunft gibt. "Gerade in Wien muss für ein Lokal dieser Art - extrem hochpreisig und mit rotem Samt - trotz derzeit dünner Luft Platz sein", betont er, "es müssen nur gute Investoren dahinterstehen."

Derzeit "liegt der Ball jedenfalls beim Masseverwalter", wie Lattenmayer erklärt. Laut Kreditschutzverband von 1870 (KSV) betragen die Passiva rund 1,4 Millionen Euro, die Aktiva zu Zerschlagungswerten rund 21.000 Euro. Unter Berücksichtigung der Marken- und Mietrechte ist laut KSV ein Wert von 150.000 Euro und mehr erzielbar.

Der Name des Nobellokals in der Weihburggasse 4 datiert aus 1933, als es von drei "Husaren-Offizieren" gepachtet wurde. Seit 1993 stand es im alleinigen Besitz von Uwe V. Kohl.