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Protokollchef Radauer empfängt die EU-Chefs. | Berger ist neuer Direktor im EU-Rat. | Brüssel. Die Zahl der Österreicher in Spitzenpositionen der EU-Institutionen nimmt deutlich zu. Seit Monatsbeginn ist Leopold Radauer unser zweiter stellvertretender Generaldirektor. Als neuer Protokollchef im EU-Rat, der Kammer der Mitgliedstaaten in Brüssel, wird er schon beim Sondergipfel nächste Woche persönlich die EU-Staats- und Regierungschefs empfangen.
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Neu beim EU-Rat steigt Berthold Berger im fast so hohen Rang eines Direktors ein. Er war bisher Büroleiter der Industriellenvereinigung in Brüssel.
Einen Probelauf am VIP-Eingang hat Radauer bereits gemeinsam mit seinem Vorgänger Marc Lepoivre beim EU-Gipfel Ende Oktober absolviert, erzählt er der "Wiener Zeitung". Da bleibe nur Zeit für ein paar Begrüßungsworte; schließlich reisten manche Länder wie Frankreich oder Italien mit Delegationen von 20 bis 30 Personen an. Gleichzeitig versuchten Journalisten, den Ankommenden Statements zu entlocken.
Doch mit der Organisation der Gipfeltreffen ist es noch nicht getan. Auch für rund 4000 Ministertreffen und Konferenzen pro Jahr in den 30 Sälen des Brüsseler Ratsgebäudes ist er zuständig. Dabei gehe es nicht nur um Reinigung und Versorgung mit Speisen und Getränken, sondern auch um die Wartung der technischen Anlagen, die Bereitstellung der richtigen Dokumente in den notwendigen Übersetzungen und das geeignete Dolmetschregime.

Rund 380 Mitarbeiter helfen dem früheren österreichischen Diplomaten bei seiner Mission.
Vor seiner neuen Spitzenposition war er Personalchef der rund 3600 Bediensteten im EU-Rat. Die Sporen für diesen Job hatte sich der heute 57-Jährige bei der Vorbereitung der letzten großen Erweiterungsrunde 2004 erworben.
Zahl österreichischer Direktoren verdoppelt
Der neue Ratsdirektor Berger leitet künftig den nicht gerade kleinen Bereich Binnenmarkt, Wettbewerbsrecht, Zollunion, Standardisierung, Unternehmensrecht, EU-Patent und Bürokratieabbau. Gegen rund 20 meist EU-interne Kandidaten habe er sich in einem anspruchsvollen Auswahlverfahren durchsetzen können, erzählt er. Wenn der 46-jährige Biochemiker nach mehr als zehn Jahren als Interessensvertreter am 1. Jänner sein neues Büro bezieht, verdoppelt er die Zahl der österreichischen Direktoren im EU-Rat.

Bisher hält dort nur Andrä Rupprechter in der Generaldirektion für Landwirtschaft die Stellung.
In der EU-Kommission stellt Österreich neben Heinz Zourek - als Generaldirektor für Unternehmen und Industrie der ranghöchste österreichische EU-Beamte - mit Wolfgang Burtscher noch den stellvertretenden Generaldirektor für Forschung, vier Direktoren und rund 35 Abteilungsleiter.
Hinter der weiter zunehmenden Zahl leitender EU-Beamter aus Österreich dürfte auch das Lobbying von EU-Botschafter Hans-Dietmar Schweisgut stehen, der sich bereits mehrfach in Brüssel dafür eingesetzt haben soll.