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Akademie der Wissenschaften protestiert gegen Langzeit-Finanzierung des IST Austria.
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Wien. Noch will das Wissenschaftsministerium die Summe weder bestätigen noch dementieren. Auch ist angesichts von Sparzwängen unklar, woher sie kommen soll. Dennoch erwartet man im Kabinett von Bundeskanzler Werner Faymann, dass "demnächst" ein Antrag dem Ministerrat vorliegen wird, der eine langfristige Finanzierungszusage für 2017 bis 2026 für das Institute of Science and Technology (IST) Austria vorsieht. Kolportierte Summe ist eine Milliarde Euro.
Das als "Eliteuniversität" bekannt gewordene Forschungsinstitut in Maria Gugging nördlich von Wien wurde 2006 per Gesetz gegründet und 2009 eröffnet. Ziel ist die Schaffung eines Instituts für Grundlagenforschung in den Naturwissenschaften nach dem Muster von Spitzen-Universitäten wie Harvard. Auf der anderen Seite der Medaille stehen bestehende heimische Unis und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, die ihre Budgets jeweils für drei Jahre mit dem Ministerium ausverhandeln müssen, ihre Forschungsprojekte zu einem großen Teil nur über Drittmittel finanzieren können und mit dem Ausfall der Studiengebühren zu kämpfen haben.
"Man muss abwarten, was das Ministerium vorlegt. Wichtig sind die Bedingungen für die Langfrist-Finanzierung", sagt Gerhard Schmid vom Kabinett des Kanzlers zur "Wiener Zeitung". Etwa könne die Auszahlung der öffentlichen Gelder daran geknüpft sein, dass das IST einen steigenden Anteil an Privatgeldern und Forschungsförderungen (Drittmittel) einwirbt. "Man muss das IST abgrenzen vom normalen, bestehenden Uni-Betrieb. Es ist ein Forschungsinstitut im Aufbau, deren Studenten als Jungforscher (Post-Docs) Gehälter bekommen. Um Top-Experten zu gewinnen, ist eine sehr langfristige Planung nötig", erklärt Schmid. Offen sei allerdings die Frage der Konsequenzen, falls das IST bei den verpflichtenden Evaluierungen negativ abschneide.
Derzeit erhält das IST (2009 bis 2016) insgesamt 420 Millionen Euro an öffentlichen Mitteln. Vom Land Niederösterreich kommen 131,5 Millionen Euro. Der Bund steuert 290 Millionen bei, wovon bis zu 95 Millionen nur fließen, wenn das Institut Drittmittel in gleicher Höhe einwirbt.
Gesetzlicher Rahmen
Laut Präsident Thomas Henzinger hat das IST per Ende 2011 Drittmittel von 20 Millionen Euro eingeworben. "Mit dem vorhandenen Budget können 40 bis 50 Professoren bis 2016 berufen werden", heißt es im Evaluierungsbericht 2011. Dauerhaft solle eine Größe von 100 Forschungsgruppen realisiert werden (derzeit: 20 Gruppen). Dem IST Austria wurde über eine "15a-Vereinbarung" zwischen Land und Bund eine für den Aufbau steigende Finanzierung zugesichert. Diese Vereinbarung soll nun verlängert werden.
Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) sieht eine "völlig ungerechtfertigte" Bevorzugung des IST, die einer gesamthaften Stärkung von Wissenschaft und Forschung zuwiderlaufe: ",Viribus unitis zum Wohl von Wissenschaft und Gesellschaft sieht anders aus", so die ÖAW am Montag in einer Aussendung. Unis und außeruniversitären Forschungseinrichtungen würde Planungssicherheit in mit dem Wissenschaftsministerium abzuschließenden Leistungsvereinbarungen nur für drei Jahre, und dies unter strikten, von Evaluierungen abhängigen Bewertungen, zuerkannt: "Offensichtlich wird hier mit zweierlei Maß gemessen."
Trotz Zusage des Ministeriums, die Akademie als führende außeruniversitäre Einrichtung zu halten und durch Schwerpunktsetzungen auszubauen, stehe diese laut dem Globalbudget von 2012 bis 2014 "unter massivem Sparzwang", der zur Schließung von Instituten führe: "Es ist nicht nachvollziehbar, dass ÖAW-Forschungseinrichtungen schlechtergestellt werden als das im Aufbau befindliche IST Austria."