Meinungsforscher halten 52 Prozent für die SPÖ für denkbar. | Nahezu keine Sachthemen im Wahlkampf. | Kaum Einfluss der Bank Burgenland auf Wahlergebnis erwartet. | Eisenstadt. 242.218 Burgenländer (117.209 Männer und 125.009 Frauen) sind am Sonntag zur Wahl aufgerufen. Erstmals dürfen rund 6.000 Jugendliche ab 16 Jahren wählen. Im Gegensatz zur Steiermark sehen Meinungsforscher im Burgenland die derzeitigen Machtverhältnisse kaum gefährdet.
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Landeshauptmann Hans Niessl nennt als Wahlziel das 18. Mandat, womit die SPÖ die Blockademehrheit im 36-köpfigen Landtag hätte. Allerdings sieht Meinungsforscher Peter Paul Hajek von OGM auch "alle Chancen für die SPÖ, das 19. Mandat und damit die absolute Mehrheit zu erringen". Wenngleich das burgenländische Wahlrecht hierfür ungleich schwierigere Bedingungen schafft als etwa das Wiener. Immerhin braucht man für eine Absolute im Burgenland bis zu 52 Prozent der Stimmen, in Wien reichen 46 Prozent.
ÖVP-Spitzenkandidat Franz Steindl möchte das Ergebnis von vor fünf Jahren (35,3 Prozent) verbessern und die SP-Absolute verhindern. Versucht hat das die ÖVP, indem sie die Bank Burgenland zum Thema gemacht hat. Allein, "das ist gegessen", glaubt Hajek und stimmt darin mit Gallup-Chef Fritz Karmasin überein. Dieser meint, dass die Wähler gemerkt hätten: "Das macht die ÖVP nur wegen der Wahl."
FPÖ-Spitzenkandidat Johann Tschürtz hofft, dass er einen Absturz, wie jenen seines Kollegen Schöggl in der Steiermark, verhindern kann. Als Ergebnis wünscht er sich, "dass wir über den Umfragewerten (sechs Prozent, Anm.) liegen". Bei der letzten Wahl gab es noch 12,6 Prozent. Politologe Peter Filzmaier sieht gute Chancen, dass dieser Wunsch in Erfüllung geht: Die FPÖ werde zwar halbiert, das Ergebnis aber nicht so dramatisch ausfallen wie in der Steiermark. Dennoch sieht er ein gewisses Restrisiko sowohl für die FPÖ als auch für die Grünen, aus dem Landtag zu fliegen.
Restrisiko für FPÖ und Grüne
Die Grünen mit Spitzenkandidatin Grete Krojer hatten zuletzt 5,5 Prozent. Für einen Einzug in den Landtag sind vier Prozent notwendig. Die Grünen finden im Burgenland aber einen undankbaren Wählermarkt vor. Es gibt keine Unis und es fehlt an Ballungszentren - jene Felder, wo die Grünen üblicherweise reüssieren.
Insgesamt herrschte sowohl bei Meinungsforschern als auch bei Medien wenig Interesse an diesem Wahlkampf. Filzmaier sieht die Gründe dafür im vorhersehbaren Wahlausgang als auch im geringen Gesamtwählerpotenzial (weniger als vier Prozent der österreichischen Wähler). Ein Paradox hat das Burgenland dennoch aufzuweisen: Von den Wahlerfolgen der SPÖ sei jener im Burgenland der bemerkenswerteste, meint Filzmaier. Denn das Land sei rural, es gebe kaum Industrie - beides Kriterien, die an sich der ÖVP helfen. Aber im Burgenland habe die SPÖ offenbar Wettbewerbsstärke in den Gemeindestrukturen aufgebaut, wohingegen die ÖVP in all den Jahren Fehler gemacht haben muss.
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