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SPÖ und ÖVP ohne Wahlempfehlung für Stichwahl

Von Brigitte Pechar

Politik

Faymann, Häupl und Hundstorfer wollen allerdings am 22. Mai Van der Bellen wählen. Spitzen der Volkspartei wollen ihren Wählern keine Vorgaben machen.


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Wien. "Die Wählerinnen und Wähler entscheiden selbst", erklärte der SPÖ-Vorsitzende und Bundeskanzler Werner Faymann, nachdem feststand, dass das Duell um den Einzug in die Hofburg am 22. Mai Norbert Hofer gegen Alexander Van der Bellen lauten wird. Von offizieller Seite der Kanzlerpartei gibt es also keine Empfehlung, welchem der beiden Kandidaten überzeugte Sozialdemokraten ihre Stimme geben sollen.

Allerdings machten etliche SPÖ-Spitzen aus ihrem Herzen keine Mördergrube: Nicht nur SPÖ-Chef Faymann erklärte unumwunden, am 22. Mai Van der Bellen zu wählen. Auch der gescheiterte Hofburg-Kandidat der SPÖ, Rudolf Hundstorfer, Wiens Bürgermeister Michael Häupl, Klubobmann Andreas Schieder oder Niederösterreichs Landesparteichef Matthias Stadler deklarierten sich als Wähler des ehemaligen grünen Bundessprechers.

Wesentlich zurückhaltender war diesbezüglich die Stimmung in der ÖVP. Auch hier betonte Parteiobmann und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner unter dem Eindruck der schmerzhaften Wählerabfuhr eine neutrale Haltung gegenüber den beiden Kandidaten der Stichwahl. Anders als in der Kanzlerpartei fand sich in der Volkspartei aber bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe kein prominenter Vertreter, der zur Wahl Hofers oder Van der Bellens aufrufen wollte. Auch Andreas Khol überließ die Entscheidung in der Stichwahl dem Urteil seiner verbliebenen Wähler.

Für beide Regierungsparteien ist das Thema heikel. Die SPÖ regiert in Wien und in Kärnten mit den Grünen, im Burgenland allerdings mit der FPÖ; die ÖVP wiederum koaliert in Oberösterreich mit den Freiheitlichen, während es in Vorarlberg, Tirol und Salzburg Kooperationen mit den Grünen gibt. Beide Regierungsparteien flüchten sich deshalb in den naheliegenden - und Österreich auch durchaus vertrauten - Ausweg einer offiziellen Neutralität. Allerdings ist zu erwarten, dass es insbesondere in den Reihen der SPÖ - und hier wiederum insbesondere im rot-grün regierten Wien - etliche Initiativen und Aktivitäten geben wird, um einen freiheitlichen Bundespräsidenten doch noch zu verhindern.

Offen war am Wahlabend auch, wie sich die knapp an der Stichwahl gescheiterte unabhängige Kandidatin Irmgard Griss im Duell Hofer vs. Van der Bellen verhalten wird. Griss wurde vor allem von den Neos unterstützt. Viel spricht dafür, dass zumindest die Pinken zur Wahl Van der Bellens aufrufen werden. Eine offizielle Stellungnahme dafür gab es am Sonntagabend jedoch noch nicht.

Schon klar ist dagegen, dass die Reste des verbliebenen Team Stronach sich für den FPÖ-Kandidaten aussprechen. Klubobmann Robert Lugar hat bereits im Wahlkampf keinen Zweifel an dieser Linie gelassen.

Vorderhand deutet das Duell in der Stichwahl auf einen harten Lagerwahlkampf hin. Es wird interessant zu beobachten sein, ob die Strategen der Kandidaten noch eine andere Idee haben.