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SPÖ will wieder in die Regierung

Von Alexandra Grass

Politik

Schon seit 12. Oktober tourt SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer durch Österreich - "Gusi-Bus" und Show-Truck im Schlepptau. Erstmals führt er die Partei in die Wahlen - mit dem klaren Ziel, Nummer 1 zu werden. Die Umfragen deuten allerdings darauf hin, dass der 24. November sowohl für die SPÖ als auch für die ÖVP zur Zitterpartie werden wird. Unbeirrt setzt Gusenbauer seine Reise durch das Land fort und kämpft um jede Stimme. Die "Wiener Zeitung" hat den Kanzlerkandidaten auf seiner Tour durch Salzburg begleitet.


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Einer Tanzperformance der Young Generation auf der am Halleiner Mathias-Bayrhamer-Platz aufgebauten Bühne nach zu schließen, fühlt sich der SPÖ-Chef "Strong enough", um auch noch die letzten Tage des Wahlkampfs zu bestreiten. Mit diesem Song von Cher will sich die SPÖ vor den rund 800 angereisten BürgerInnen modern und stark präsentieren.

Diese Stärke wird auch notwendig sein, muss der Kanzlerkandidat dieser Tage doch noch jede Menge Überzeugungsarbeit leisten - denn das Rennen um Platz Eins scheint nach wie vor knapp. Dass zuletzt meist die ÖVP die Nase vorne hat, nimmt Gusenbauer relativ gelassen zur Kenntnis: Von Umfragen halte er nicht viel - sagt er. Dass ihm seine Oppositionsansage zum Verhängnis werden könnte, scheint er nicht zu befürchten.

Als Ziel gilt das Brechen der schwarz-blauen Mehrheit

Als Ziel wurde das Brechen der schwarz-blauen Mehrheit ausgerufen - dies wird dem Publikum auch im Show-Programm auf der Truck-Bühne vermittelt. Mit Andrea Bocelli lässt die SPÖ die schwarz-blaue Regierung wissen: Es ist "Time to say good bye".

Die abschließende musikalische Einlage mit einem kurzen Gusenbauer-Videoclip auf einer Riesenleinwand fordert das Publikum auf: "Stand up for the champion" - und der Parteichef betritt wieder einmal die Bühne.

Ruhe ist ihm schon seit Wochen nicht mehr gegönnt, denn die SPÖ hat sich ordentlich ins Zeug gelegt und präsentiert ihren Vorsitzenden und Spitzenkandidaten von Bregenz bis Gänserndorf. Zur Seite stehen ihm dabei die Landes- und BezirkspolitikerInnen, die für rege Teilnahme an den Kundgebungen sorgen.

"Es wird nicht Ostern und Weihnachten zugleich geben"

"Es wird nicht Ostern und Weihnachten zugleich geben, weil wir uns nicht alles leisten können werden", betont Gusenbauer. Jedoch werden die Ambulanzgebühren, die nur "für viel Bürokratie sorgen, aber dem Gesundheitssystem nichts bringen", die "sozial ungerechte" Unfallrentenbesteuerung sowie die Studiengebühren abgeschafft, denn Bildung und Ausbildung sei der "beste Reisepass für´s Leben".

In Hallein ist auch die erst wenige Tage zuvor für die Funktion als Staatssekretärin für soziale Fragen und Generationen präsentierte Ex-Superintendentin Gertraud Knoll mit dabei. Auch sie will "bis zum letzten Tag um jede Stimme kämpfen", denn: "Alfred Gusenbauer ist der Bundeskanzler, den wir jetzt brauchen", zeigt sie sich überzeugt.

Wenn 320.000 Arbeitslose drohen, "dann ist das Wichtigste, die Wirtschaft anzukurbeln und die Arbeitslosigkeit zu senken", betont Gusenbauer auch hier - und er hat aufmerksame ZuhörerInnen. Die Pensionserhöhung sei eine "Mogelpackung", in der 1,5 prozentigen Einmalzahlung sieht er eine "Wahlkampfprämie". Heftigen Applaus erntet er bei der Aufforderung: "Wir müssen ÖVP-Obmann Schüssel in die Pension schicken."

Hallein grüßt Gusenbauer

Um 15 Uhr haben sich an diesem Tag die BürgerInnen in der Altstadt versammelt, um Gusenbauer zu sehen. Zur Teilnahme lockt auch eine Verlosung. Später werden die GewinnerInnen gezogen - die Preise: ein 150-Euro-Gutschein für einen Einkauf im ortsansässigen Farbengeschäft und ein 200-Euro-Gutschein zum Einlösen beim Optiker. Als Wahlwerbung werden auch Energy-Drinks, Kugelschreiber und Luftballons verteilt.

Einer der vielen anwesenden SPÖ-Anhänger zeigt sich mit dem Parteichef zufrieden. Am liebsten wäre ihm natürlich eine Alleinregierung der SPÖ - ansonsten sieht er nur die Möglichkeit von Rot-Grün. In Salzburg hätte die Landesparteivorsitzende Gabi Burgstaller den amtierenden Landeshauptmann Franz Schausberger in der Beliebtheit bereits überholt, lässt er wissen.

Nach der einstündigen Kundgebung begibt sich Gusenbauer ins Bad in der Menge und beantwortet die brennendsten Fragen. Autogrammkarten und Polaroidfotos mit dem Parteichef werden verteilt - das Standardprogramm.

Arbeitsplätze, Pensionen,

Gesundheit, faire Chancen

In Salzburg Stadt wird der Reisende am Mirabellplatz von mehr als 1.500 BürgerInnen empfangen, die weder die schon hereingebrochene Dunkelheit noch die Kälte scheuen. Neben Knoll ist auch der mögliche Innovationsminister anwesend - auf der Riesenleinwand. In einer Videobotschaft aus dem Wiener TechGateCenter betont Josef Broukal die Wichtigkeit der Forschung für die Zukunft.

"Ein Neuanfang für Österreich ist dringend notwendig", lässt Gusenbauer die SalzburgerInnen wissen. Er will sich auf Arbeitsplätze, Pensionen, Gesundheit und faire Chancen konzentrieren.

Auch diesmal rechnet er den Anwesenden vor, dass die jährlichen Erhaltungs- und Finanzierungskosten der Abfangjäger weit höher seien als die jährlichen Einnahmen aus Ambulanzgebühren, Studiengebühren und der Besteuerung der Unfallrenten.

Schon einmal hat er im Rahmen seiner "Von-Mensch-zu-Mensch-Tour" dafür Unterstützung von fachlicher Seite geerntet. "Die Rechnungen vom Alfred Gusenbauer haben immer gestimmt. Seine Gleichungen sind sich immer ausgegangen", ertönte es bei einer Veranstaltung in Herzogenburg aus dem Publikum. Der Zwischenruf kam von Wolfgang Kirschenhofer, dem ehemaligen Mathematikprofessor Gusenbauers aus dem Gymnasium Wieselburg.

Stolz präsentiert der Wahlkämpfende seinen Glücksbringer, der ihn seit Wochen begleitet: Eine 91jährige Innsbruckerin hatte ihm zu Beginn des Wahlkampfs einen Bruno-Kreisky-Dukaten überreicht "mit dem historischen Darum 10. Oktober 1971".

An diesem Tag hatte eine vorgezogene Neuwahl der SPÖ die Absolute eingebracht.

Ob der sehr knappen Umfragewerte ist nicht nur dieses Ziel unrealistisch, sondern wird es wohl bis zuletzt eine Zitterpartie geben - sowohl für Rot als auch für Schwarz.

Das Wahlziel der Sozialdemokraten, Nummer Eins zu werden, ist aber klar und auch offensichtlich: Der in Spittal an der Drau angemeldete rote Tourbus trägt das Kennzeichen "SP OE1".