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Wenn sich Joseph Blatter da nicht ein bisschen geirrt hat. Anlässlich der Proteste, die derzeit den Confederations Cup in Brasilien überschatten, fühlte sich der Fifa-Chef bemüßigt, wieder einmal seine Theorie vom weltfriedenstiftenden Sport kundzutun. "Der Fußball", sagt er pathetisch, "ist stärker als die Unzufriedenheit der Menschen". Und überhaupt: Die Demonstranten würden den Fußball und die sich dadurch ergebende Aufmerksamkeit nur benützen. Das stimmt natürlich. Es bezweifelt keiner, dass die Fußball-Begeisterung in Brasilien groß ist, trotz der Proteste. Die Menschen haben nichts gegen den Sport an sich, genauso wenig wie jene, die im vergangenen Jahr bei der EM wegen Menschenrechtsverletzungen in der Ukraine demonstriert haben. Oder jene, die jährlich gegen die Formel 1 in Bahrain protestieren. Wogegen sich der Widerstand diverser Protestbewegungen weltweit richtet, sind Unterdrückung, Ausbeutung, Heuchelei. Und da bietet der Sport mit seinen medial begleiteten Massenveranstaltungen nun einmal eine ideale Bühne. Gleichzeitig aber spielt er in dem Spiel aus Macht, Eitelkeiten und Kontrolle auch selbst eine wichtige Rolle. Es ist ja kein Geheimnis, dass die globalen Sportinstitutionen schon einmal Verträge mit Ländern abschließen, in denen so etwas wie soziale Gerechtigkeit inexistent ist, weil irgendeine Regierung sich mit einer Großveranstaltung schmücken will und bereit ist, das Volk jeden Preis dafür zahlen zu lassen. Es ist auch kein Geheimnis, dass die Fifa und auch das Internationale Olympische Komitee ihrerseits die Veranstalter ans Gängelband nehmen, um den eigenen Gewinn zu maximieren. Immer mehr Menschen haben das erkannt. Und das wiederum wollen Sportgranden à la Blatter nicht erkennen.