Berlin 1936: Die Olympischen Spiele sind ein Sportfest nach dem Geschmack Adolf Hitlers. Das Deutsche Reich gewinnt die Medaillenwertung überlegen, über die Leistungen der makellosen Athleten wird mit modernsten medialen Mitteln berichtet, die Propagandamaschinerie läuft bestens.
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Der Sport war für die Nazis in mehrerlei Hinsicht Mittel zum Zweck. Denn abseits des Hochleistungssports, der in Berlin für propagandistische Zwecke zelebriert wurde, erfüllte auch der Breitensport eine wichtige Funktion - sowohl in den Jugendorganisationen als auch in der Organisation "Kraft durch Freude" in den Betrieben. Das Ziel war ein gestählter "deutscher Volkskörper", der dem nationalsozialistischen Idealbild von Stärke und Schönheit nahekommt.
Dieses Bild sollte natürlich auch durch die sportlich erfolgreichen Protagonisten unterstrichen werden. Sportliche Erfolge Einzelner wurden vom Regime dazu instrumentalisiert, die Überlegenheit der eigenen Rasse zu dokumentieren. Ob die Athleten begeisterte Nazis waren, war dabei nicht entscheidend, arrangieren mussten sich freilich auch die Sportler. Wichtig war, die Sportler als normale Bürger der "Volksgemeinschaft" zu verkaufen, Profisport war bei den Nazis verpönt. Im Fußball wurde er verboten, in anderen populären Sportarten wie dem Boxen geduldet.
Der Sport sollte für Aktive wie für das Publikum ein Freizeitvergnügen sein. Letztere Eigenschaft gewann vor allem in den Kriegsjahren an Bedeutung. Sportveranstaltungen sollten eine Form von Normalität suggerieren. Der Sport, insbesondere der Fußball, der ja erst in den Jahrzehnten zuvor zu einer Massen attraktion geworden war, sollte unterhalten, Ablenkung bieten. Gerade der lokal wichtige Fußball gewann dabei an Bedeutung, nachdem der internationale Sportbetrieb im Krieg weitgehend zusammengebrochen war. "Wie man ins Kino ging, so ging man aufs Fußballmatch", sagt der Sporthistoriker Rudolf Müllner.
In Österreich ist Rapid der erste Verein, der seine eigene Geschichte in der NS-Zeit überprüfen ließ. Das brachte eine Reihe neue Erkenntnisse, und nicht nur über Rapid. So bot der Fußball etwa der Bevölkerung die Gelegenheit, ihr Österreichertum im Deutschen Reich zu verteidigen. Er war ein Stück Identität.
Doch wie verhält es sich bei anderen Klubs, wie beim ÖFB? Und wie bei anderen Sportarten, wie etwa dem damals bereits populären und von den Nazis vereinnahmten Skisport? Das Buch "Grün-Weiß unterm Haken" erinnert, wie unterbeleuchtet der österreichische Sport in der NS-Zeit nach wie vor ist.
Siehe auch:Ein wenig Licht in die dunkle Zeit