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Angekündigte Revolutionen finden selten statt - gut zu sehen auch am Beispiel der täglichen Turnstunde, die nach den für Österreich mediallenlosen Olympischen Spielen von London 2012 so propagiert wurde. Im Vorjahr ist diese zwar in einen Gesetzestext ge-, darin aber ziemlich zerflossen. Aus der Idee der täglichen Turnstunde für alle Schulformen und -stufen wurde eine für die Ganztagsschulen, die weder täglich noch im Zuge des Turnunterrichts stattfinden und nicht eine Stunde dauern muss - eine, zumindest dem Klischee nach, ziemlich österreichische Lösung. Nun will das Burgenland mit gutem Beispiel vorangehen und ein im Rahmen der Schulautonomien freiwilliges Pilotprojekt für Volks- und Neue-Mittelschulen initiieren. Für die tägliche Bewegungseinheit werden Bewegungscoaches bei den Dachverbänden angestellt, die die Lehrer bei den Einheiten in den Schulen unterstützen sollen. Finanziert wird das Ganze zumindest für zwei bis drei Jahre aus Mitteln des Sports- und des Bildungsministeriums. Wie es danach weitergeht, ist unklar. Dennoch ist der Ansatz durchaus begrüßenswert, und er federt auch einen Teil der am Vortag von ÖOC-Chef Karl Stoss geäußerten Kritik ab. Ihm zufolge gebe es nämlich bei der "Verpolitisierung" des Sports zu oft ein Gegeneinander, das als Entwicklungsbremse fungiere. Doch auch die nunmehrigen Maßnahmen sind eher Reförmchen. Stoss selbst sieht sich als Kämpfer gegen Windmühlen, vor allem, was die "verheerende Sport-Infrastruktur" betrifft, die "eine Schande" sei, wie er beim Sportforum Schladming sagte.
Es sind ungewohnt klare Worte, die man ernst nehmen sollte. Denn selbst eine tägliche Turnstunde ersetzt weder das Vereinsleben - wie sie sich darauf auswirken würde, ist derzeit ohnehin kaum abzusehen - noch die Orte, an denen Sport überhaupt betrieben werden kann.