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Sporthändler lassen die Muskeln spielen

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft
Der Markt für Tourenski ist im Handel ein wichtiger Umsatzbringer.
© Lukas Gojda/stock.adobe.com

Die Großen liefern sich Rabattschlachetn, die kleinen unabhängigen Geschäfte punkten mit Spezialisierung.


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Die Erinnerung an die Hitzewelle des vergangenen Sommers ist gerade erst verblasst, da ist es schon wieder Zeit für Fleecepullis und Thermounterwäsche. Die Eislaufplätze haben bereits geöffnet, und am Wochenende startet mit einem bunten Reigen an Events der heurige Skizirkus. Im heimischen Sportartikelhandel hat die Saison schon längst begonnen, und die Anbieter überschütten die Kunden rund um den Black Friday mit Rabatten auf Ski und -zubehör, Winterbekleidung und Schneestiefeln.

In kaum eine Handelsbranche ist in den vergangenen Jahren so viel Bewegung gekommen. Händler aus dem Ausland mit unterschiedlichen Verkaufsstrategien haben den zwei Milliarden Euro schweren Markt, der von den heimischen Platzhirschen Intersport, Sport 2000/Gigasport und Hervis beherrscht wird, aufgemischt - mit mehr oder weniger Erfolg. Nicht ganz rund lief es für den britischen Diskonter Sports Direct, der im Jahr 2013 die angeschlagene Sport Eybl/Sports Experts Gruppe übernahm. Die Strategie, auf aggressive Preispolitik zu setzen, ging nicht auf. Von den rund 50 Standorten blieben nicht einmal 30.

Im August 2017 eröffnete der norwegische Sporthändler XXL Sports & Outdoor in Österreich einen Flagshipstore in der Shopping City Süd (SCS) und betreibt hierzulande mittlerweile vier Geschäfte. 2018 folgte der Markteintritt des französischen Diskonters Decathlon, und zuletzt gesellte sich JD Sports, Großbritanniens Nummer eins im Handel mit Sportmode, mit einem Geschäft auf der Mariahilfer Straße dazu.

Trotz der hohen Dichte an Anbietern ist eine Marktbereinigung noch nicht in Sicht, meint Michael Nendwich, Obmann des Sportartikelhandels in der Wirtschaftskammer Österreich und Präsident des Verbandes des europäischen Sportfachhandels (Fedas). Der Grund dafür liege in der Ausrichtung auf bestimmte Zielgruppen. So setze Decathlon auf Sportartikel für preisbewusste Einsteiger und einen hohen Eigenmarkenanteil (in Österreich um die 90 Prozent), XXL wiederum biete zu 80 Prozent namhafte Markenprodukte wie Nike, Adidas, Puma etc. an. JD Sports verkauft die neusten Sneaker und stylische Sportmode.

Wenige große Anbieter beherrschen den Markt

Intersport, Sport 2000/Gigasport und Hervis beherrschen jedenfalls den Markt zu mehr als 75 Prozent. Sports Direct kam zuletzt auf rund 9 Prozent. Der "Rest" von beachtlichen 14 Prozent vom Umsatzkuchen entfallen auf unabhängige Spezialisten. "Das ist ein österreichisches Spezifikum", sagt Nedwich im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Es gebe hierzulande viele kleine spezialisierte Fahrradhändler sowie Outdoor- oder Wintersporthändler. Letztere vor allem in Fremdenverkehrsgebieten. In Sölden in Tirol etwa tummeln sich an die 30 Sportartikelgeschäfte, die auch die starke touristische Nachfrage abdecken.

Die Gäste aus dem Ausland sind auch der Grund dafür, dass in Österreich die Ausgaben für Sportartikel bei über 300 Euro pro Kopf liegen. Basis ist ein Gesamtumsatz von rund 2,727 Milliarden Euro, davon entfallen zwei Milliarden auf den Sportfachhandel. Die entsprechenden Werte für die Schweiz und Deutschland betragen 240 Euro beziehungsweise 100 Euro pro Einwohner.

Insgesamt gibt es in Österreich rund 1800 Sporthändler-Standorte, an denen rund 11.000 Mitarbeiter beschäftigt sind. Ein Riesen-Trend in der Branche sei im Moment die elektronische Anpassung und Individualisierung von Sportgeräten, sagt Nendwich: "Das geht von der elektronischen Bindungsüberprüfung über die Anpassung von Wanderschuhen bis hin zur Sitzposition am Fahrrad."

Apropos Fahrrad: 80 Prozent der Drahtesel werden über den Sportfachhandel erstanden. 2018 wurden laut Verband der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster Österreichs (VSSÖ) am heimischen Markt 457.000 Fahrräder verkauft - um 10,3 Prozent mehr als 2017. Wesentlicher Motor für die Steigerung war die Etablierung von E-Bikes. Im Jahr 2016 war bereits mehr als jedes fünfte verkaufte Fahrrad ein E-Bike, im vergangenen Jahr war es bereits jedes dritte. Michael Nendwich sieht den Höhepunkt dieser Entwicklung noch nicht erreicht. "Es wird mit den E-Bikes schon noch zwei, drei Jahre nach oben gehen", glaubt er.

Unter den Wintersportgeräten haben sich in letzter Zeit Tourenski-Ausrüstungen zum Verkaufsschlager entwickelt. Fast 50.000 dieser Ausrüstungen wurden in der Wintersaison 2018/2019 verkauft. Auch die Skiverkaufszahlen seien in den letzten zwei Jahren wieder gestiegen.

Von Intersport verlautet: "Sowohl Ski und Skischuhe als auch Schneeschuhe zum Winterwandern gehen momentan sehr gut. Die Schneeschuhe verkaufen wir sowohl in der Einstiegspreisklasse bis 120 Euro als auch im oberen Preissegment von 200 Euro aufwärts sehr gut."
Obwohl bislang der Schnee in den Tälern ausgeblieben sei, entwickle sich auch das Skitourengeschäft sehr gut. Intersport-Austria-Geschäftsführer Thorsten Schmitz: "Skitourengehen ist ein Trend, der weiter anhält. In Österreich gibt es mittlerweile geschätzte 700.000 Skitourengeher. Dementsprechend wächst auch das Angebot von Saison zu Saison."

Die Trennung von Bründl Sports, durch die 26 Filialen im Westen Österreichs aus dem Intersport-Verbund gefallen sind, ist für Schmitz kein Thema mehr. "Wir haben alleine im Oktober und November zwei große Stores in Salzburg-Bergheim und im Herzen von Linz eröffnet. Der größte Intersport-Flagshipstore Europas hat am 14. November in Graz eröffnet. Wir blicken nach vorne und werden uns weiterhin als Qualitätsführer im österreichischen Sportartikelhandel behaupten", betont der Intersport-Chef.

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