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Sportlich bis herausfordernd

Von Monika Jonasch

Wirtschaft
Österreichs Hobbysportler begeistern sich zunehmend für Aktivitäten im Freien. Radfahren, insbesondere mit E-Bikes, steht ganz oben auf der Liste.
© adobe stock / Gorilla

Vom Boom bei Fahrrädern und Tourenski bis zum Filialsterben, der Sportartikelhandel steht vor vielen Herausforderungen.


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Fahrräder und Tourenski-Ausrüstungen waren die überraschenden Durchstarter im Sportartikelhandel während der von Lockdowns geprägten Jahre. Die Nachfrage danach war teils so hoch, dass weder der stationäre noch der Online-Handel sie befriedigen konnte, denn die Ware war wegen der Lieferketten-Unterbrechungen knapp.

Nun stehen die Zeichen wieder auf Normalität - wie aber sieht es mit der Kauflaune der sportaffinen Österreicher aus? "Der Start in die diesjährige Fahrrad-Saison verlief vor allem im Osten sehr gut. Auch im Westen steigt die Nachfrage nach Bikes, selbst wenn hier der Fokus im Moment noch auf Wintersport liegt", erklärt Holger Schwarting, Vorstand von Sport 2000 Österreich, auf Nachfrage der "Wiener Zeitung".

Bei den Hoffnungsträgern des Wintersports abseits des Alpinskilaufes sieht es weniger gut aus: Tourengehen, Langlaufen und Schneeschuhwanderungen hätten in der diesjährigen Saison unter Schneemangel gelitten, räumt Schwarting ein.

Sportliche Kauflaune statt Konsumflaute

Während Österreichs Handel 2022 generell mit Kaufzurückhaltung zu kämpfen hatte und es den Käufern auch derzeit aufgrund der Teuerung die Konsumlaune verhagelt, zeigt sich bei Sportartikeln ein "Ausreißer". Hier erhöhten sich die Ausgaben 2022 (preisbereinigt) um 12 Prozent, ergab die Studie "Österreichs Handel in Zahlen" von Branchenradar und Handelsverband. Allerdings steht diese Steigerung in Relation zu einem pandemiegeprägten Jahr 2021, voller Schließtage. Ein Vor-Corona-Niveau ist somit wohl noch in weiter Ferne, auch sportlich gesehen.

2021 beliefen sich die Ausgaben privater Haushalte für Sportartikel in Österreich jedenfalls auf insgesamt 1,82 Milliarden Euro, so die Studie. Neuere Zahlen sind noch ausständig. Das klingt zwar nicht schlecht, allerdings ist ein erheblicher Prozentsatz davon im Internet ausgegeben worden. Insgesamt knapp 18 Prozent der Konsumausgaben für Sportartikel kommen durch den Online-Handel zustande, so eine Statista-Erhebung.

Was die Online-Konkurrenz betrifft, könnten die stationären Händler heuer aber wieder Boden wettmachen, sinkt doch der Umsatz im Internet aktuell wieder. Eine gewisse Online-Müdigkeit könnte den Sportgeschäften mit ihrer serviceorientierten Aufstellung im Jahr 2023 wieder mehr Zulauf bringen. "Der Onlineanteil im Sportfachhandel liegt bei 30 Prozent. Dieser Wert ist stabil", erklärt Schwarting dazu. Er sieht das vor der Pandemie übliche Kaufverhalten der Österreicher wiederhergestellt: Man informiert sich online und kauft dann im Geschäft ein. Dies vermeldeten jedenfalls die 229 österreichischen Händler der Kaufgemeinschaft Sport 2000 mit ihren 367 Geschäften im ganzen Land. Die Grenzen zwischen Online und stationärem Handel würden zunehmend verschwimmen, fasst Schwarting das Spannungsfeld kurz zusammen.

Ski und Fahrräder mieten statt kaufen

Ein weiterer Trend könnte den Sportfachhandel längerfristig verändern: "Die Buchungszahlen im Verleihgeschäft zeigen, dass immer mehr Österreicher Alpinski-Ausrüstung leihen. Den Großteil des Leihgeschäfts machen aber nach wie vor Touristen aus", so Schwarting.

Wie bei der Ski-Ausrüstungen wird mittlerweile auch bei Fahrrädern der Verleih immer interessanter. Die Sportfachhändler gehen davon aus, dass auch Bike-Leasing künftig immer verbreiteter wird. Fahrräder dürften längerfristig die Umsatzbringer im Sportfachhandel werden. Immerhin gaben bei einer Umfrage 2022 mehr als ein Drittel aller Befragten an, dies sei ihre Lieblingssportart. In Sachen Angebot sieht es heuer jedenfalls gut aus: "Die Verfügbarkeit von Bikes ist nach der herausfordernden Liefersituation im letzten Jahr heuer deutlich besser. Die Lager sind gut gefüllt", so Schwarting. Der große Renner seien ihm zufolge derzeit E-Bikes. Wobei Elektro Mountainbikes und Crossräder besonders gefragt seien. Vor Ostern lassen alljährlich Kinderräder die Kassen klingeln. Etwa 400.000 Fahrräder werden pro Jahr verkauft, Tendenz steigend. Der Anteil der E-Bikes daran liegt bei über 40 Prozent.

Nachdem das Klimaministerium zuletzt bekannt gab, dass der Erwerb von E-Transport- und -Falträdern ab März 2023 gefördert wird, ist in diesen beiden Bereichen heuer wohl ebenfalls mit einem ansehnlichen Wachstum zu rechnen. Der Fachhandel fühlt sich jedenfalls gerüstet für die wachsende Begeisterung für Outdoor-Aktivitäten aller Art, die in den Lockdown-Jahren noch einen Extra-Kick bekommen hatte. "In den vergangenen zwei Jahren war es deutlich spürbar, wie sehr sich die Menschen nach Bewegung und Abwechslung in der Natur sehnen", hat Holger Schwarting beobachtet.

Der Verkauf von Outdoorartikeln macht mehr als ein Viertel des Gesamtumsatzes im Sportfachhandel aus, 2021/2022 waren es 622 Millionen Euro und damit 28 Prozent des Gesamtumsatzes 2021. In den vergangenen zwei Jahren hat sich dieser Umsatz jeweils etwa im zweistelligen Prozentbereich gesteigert.

Outdoor-Bekleidung als Umsatzbringer

Langlebige Produkte, die sich für mehrere Sportarten ebenso wie im Alltag einsetzen lassen und in Europa nachhaltig produziert werden, stehen dabei hoch in der Gunst der Käufer. Größter Umsatzbringer ist hier die Bekleidung mit einem Anteil von 48 Prozent, gefolgt von Schuhen mit 38 Prozent und Zubehör mit 15 Prozent, heißt es dazu von der erst im Jänner gegründeten Arge Outdoor, in der sich Sportartikelerzeuger und -händler zusammengefunden haben, um aktuelle wie künftige Herausforderungen gemeinsam zu stemmen.

Diese sind durchaus beachtlich, denn bereits vor Corona hatten die Sportartikelhändler es mit einem harten Wettbewerbsumfeld zu tun gehabt: Internationale Konzerne drängten nach Österreich und die Online-Konkurrenz heizte den Preiskampf zusätzlich an. Ein Opfer dieses Wettbewerbs steht bereits fest: Anfang Februar 2023 ist bekannt geworden, dass der steirische Sportausrüster Northland endgültig das Handtuch wirft. Die versuchte Sanierung ist gescheitert, das 1973 gegründete Unternehmen schließt bis auf seinen Stammsitz in Graz alle Filialen. Das Auslandsengagement in Russland und der Ukraine hatte die Sporthandelskette ins Trudeln gebracht, die Energiekosten haben ihm den "finalen Nackenschlag" verpasst, berichtete der "Standard" dazu.

Preiskampf mit Folgen

Das Rennen um Marktanteile und der Preiskampf hatte zuvor bereits das Engagement des norwegischen Konzerns XXL ausgebremst. Auch die britische Sports-Direct-Gruppe, die einst die Standorte von Sport Eybl übernommen hatte, kämpft seit einiger Zeit mit Verlusten und schloss mehr als die Hälfte ihrer Standorte. Sport-2000-Vorstand Holger Schwarting gibt sich pragmatisch: "Eins ist sicher. Es bleibt unsicher."

Trotz guter Umsätze seien eben die Folgen der Lieferkettenprobleme und die Kaufzurückhaltung aktuell große Herausforderungen für den Sporthandel. Anderseits würden aber Themen wie Gesundheit und Nachhaltigkeit auch große Chancen eröffnen. Abschließend fügt er hinzu: "Passen die Rahmenbedingungen, dann haben die letzten Wochen und Monate gezeigt, dass Österreicher und Touristen trotz der wirtschaftlichen Entwicklungen bereit sind, für gute Beratung und Qualität Geld in Sportartikel zu investieren."