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Die älteren Menschen wissen, dass ORF 2 irgendwann als Kulturkanal erfunden worden ist. Alles, was nicht Fußball und Löwinger-Bühne war, sollte dieser Sender zeigen. Weil der ORF seine Kulturpflicht inzwischen weitgehend auf 3sat abgewälzt hat, hat man nun ORF 2 zum Regionalsender des Fernsehens gemacht. "Unsere Heimat" steht in den Zeitungsinseraten neben dem 2er. Mit der inhaltlichen Neudefinition ging auch eine ästhetische Runderneuerung einher, die, wie auch bei Winterreifen, nicht das Wahre ist: Unter großem Trara hat vor einigen Jahren der Designer Neville Brody das Erscheinungsbild des ORF ästhetisch einheitlich gestaltet. Jetzt hat man auf Brody-Resten eine noch ältere Bildschicht aufgebracht und bietet uns diese Kombination als neu an: Als ob man in einer Reisebüroauslage in einer mittelenglischen Kleinstadt eine Österreich-Woche hätte, gibt es - Föderalismus! - neun Bilder von Bergen mit und ohne Gletscher, Seen, Kirchen, Wiesen und Wäldern, die den Bedeutungsinhalt "Heimat" illustrieren sollen. Wie überaus einfallslos. Die vielgeschmähte Fremdenverkehrswerbung jedenfalls ist über eine so banale Bildpräsentation vielerorts längst hinausgewachsen.
Claus Peymann weil bekanntlich in Berlin. Wir sind darüber nicht wahnsinnig traurig, schließlich hält ihn uns das Werbefernsehen im Gedächtnis. Er sagt dort: "Was mir an Wien abgeht? Der Kaffee!" Sagen will er: "Was mir in Berlin abgeht, ist der Wiener Kaffee." Aber so genau hat er es ja früher auch nicht genommen.