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Sprachenpolitik will geplant sein

Von Heike Hausensteiner

Europaarchiv

Die Entwicklung der europäischen Sprachenlandschaft im Zuge der anstehenden Erweiterung der Union haben Geistes- und Kulturwissenschaftler von der Universität Wien untersucht. Die EU-Beitrittskandidaten rüsten sich in der Sprachenfrage viel mehr für die Union, als sich die jetzigen Mitgliedstaaten auf die neuen Mitglieder vorbereiten. Das ist ein Ergebnis des von der EU-Kommission und dem österreichischen Bildungsministerium finanzierten Projektes.


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Kärntner, burgenländische oder niederösterreichische Schüler können sich in Französisch oder Italienisch eher verständigen als in einer Sprache ihres Nachbarlandes oder einer Minderheit, die in ihrem Bundesland lebt. Einzelne regionale Schulprojekte sind die Ausnahme. Die Wiener Sprachwissenschafter, die der Frage nachgegangen sind, welche Rolle die Nachbar- und Minderheitensprachen "in einem mehrsprachigen Europa" spielen, vermissen jedoch eine konsistente Sprachenpolitik. "Wir brauchen eine Planung - auf nationaler und auf europäischer Ebene", appelliert Rosita Schjerve-Rindler vom Institut für Romanistik. Zudem wird die Einrichtung eines "Runden Tisches" gefordert, zu dem sich die zuständigen Politiker mit den Experten jährlich zusammen setzen sollten.

Bedenken, wonach in einer vergrößerten Europäischen Union nur noch Englisch dominieren könnte, will man zerstreuen. In den EU-Kandidatenländern dominieren Englisch und Deutsch als Fremdsprachen, berichtete bereits gestern der Germanist Hans-Jürgen Krumm von ersten Ergebnissen der Studie. Russisch hat an Bedeutung deutlich abgenommen. Nur in Rumänien ist Französisch die wichtigste Fremdsprache. Selbst Länder, die keine EU-Beitrittskandidaten sind, wie Mazedonien, orientierten sich bereits an den Sprachen der Union. "Keine Angst vor English only", das sei auch ein Ergebnis des heurigen "Europäischen Jahrs der Sprachen", meint Krumm.

Die Länderstudien zu Rumänien, der Slowakei, zu Tschechien, Slowenien und Österreich werden bei einer heute in Wien beginnenden internationalen Konferenz präsentiert. Die Tagung bildet gleichzeitig den Schlusspunkt für das Jahr der Sprachen.

Infos unter Tel. 01/4277/42 177 oder im Internet: http://www.univie.ac.at/jahrdersprachen