Der scheidende Innenminister Günther Platter wird immer wieder gerne als Hardliner in Sachen Asyl, Migration und Integration bezeichnet. Manchmal mag dies durchaus stimmen - im Fall der von ihm erarbeiteten Integrationsstrategie scheint diese Kritik allerdings eher unangebracht. | Denn gerade die von Grünen und Islamischer Glaubensgemeinschaft so verteufelte Pflicht, bereits im Heimatland Deutsch zu lernen, ist für viele Experten eine absolut sinnvolle Maßnahme. Auch den "linken Gutmenschen", wie es die deutsch-türkische Anwältin Seyran Ates ausdrückt, müsste mittlerweile der - etwas abgedroschene - Ausdruck von der Sprache als Schlüssel zur Integration gegenwärtig sein. Oder, wie es in einem aktuellen Bericht des Migrationsamts heißt: "Gute deutsche Sprachkenntnisse sind Voraussetzung für die Teilhabe an der Gesellschaft, Grundlage für qualifizierte Schulabschlüsse ebenso wie für den Zugang zu Ausbildung und den Arbeitsmarkt und damit Basis für ein eigenständiges Leben."
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Genau das Gegenteil davon, nämlich wenig bis gar keine Teilhabe an der Gesellschaft und damit die Bildung von Parallelgesellschaften, ist es laut Ates nämlich, was wiederum radikalen Ausländerfeinden Rückenwind verschafft.
In Deutschland besteht seit August 2007 eine Pflicht für nachziehende Ehegatten, in ihrem Heimatland einen Sprachkurs abzulegen, der sie mindestens dazu befähigt, alltägliche Situationen zu meistern. Der Kurs schließt auf dem europäischen A1-Niveau ab. Zum Vergleich: Auch die österreichischen Integrationskurse für Migranten zielen auf dieses Niveau ab - teilweise sitzen dort aber Menschen, die seit fünf oder mehr Jahren in Österreich leben und Schwierigkeiten mit einfachen Sätzen haben.
Justizministerin Maria Berger ist der Platter-Entwurf zu unklar, vor allem, was die Frage betrifft, ob die Pflicht auch Topmanager, die sich großteils in internationalen Gefilden bewegen, treffen soll. Hier lohnt ebenfalls ein Blick nach Deutschland: Im dortigen Gesetz sind Partner von Hochqualifizierten und Forschern ausgenommen. Es geht dort auch darum, eben diese Menschen bevorzugt ins Land zu holen.
Was also zur besseren Integration von alteingesessen Migranten wie auch zur Steuerung der Einwanderung dringend nötig erscheint, ist ein Paradigmenwechsel. Weg von der naturgegebenen Chancenlosigkeit, die mit politischen Mitteln aufrecht erhalten wird, hin zu der - auch politisch sanktionierten - Vermittlung von Chancen. Über den Schlüssel Sprache eben.