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Sprachprobleme in der Bankenszene

Von Dieter Friedl

Wirtschaft

Für manche mag die Nachricht über den Wechsel der Bank-Austria-Managerin Regina Prehofer zum Konkurrenten Bawag wie ein Paukenschlag gewirkt haben, für Insider war es das bei weitem nicht. Schon seit Wochen wurde in Branchenkreisen darüber gesprochen, dass viele Spitzenmanager der Bank Austria frustriert sind. Die italienischen Eigentümer (Unicredit) lassen ihre Österreichtochter zu einem relativ unbedeutenden Regionalableger schrumpfen. Wien hat nichts mehr zu sagen, die Entscheidungen fallen in Italien und in München bei der Unicredit-Tochter HVB, das sind die Machtzentren. Vordergründig ist zwar noch ein Großteil der Ostaktivitäten in Wien angesiedelt, die Entscheidungen fallen aber anderswo. | Prehofer bekam dies zu spüren, sukzessive wurden ihr Vorstandskompetenzen (etwa das Ostgeschäft) weggenommen, schlussendlich war sie nur mehr für das Kommerzkundengeschäft zuständig. Dazu kommt, dass die Zusammenarbeit mit der italienischen Konzernspitze ziemlich mühsam sein dürfte.


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In der heimischen Bankenszene sind derzeit zwei Spitzenjobs offen. Bei der Erste Bank ist durch den überraschenden Tod des Vorstandes Johannes Kinsky ein interessantes, einschlägiges Betätigungsfeld frei und bei der Bawag (gehört nun der US-Firma Cerberus) muss der neue Chef, der Engländer David Roberts, eine Spitzenkraft für die Zweigstellen engagieren, die sich mit den Filialdirektoren auf Deutsch unterhalten kann. Denn draußen in den Bawag-Filialen spricht kaum jemand Englisch, Roberts dagegen kann sich nur schwer in Deutsch verständlich machen, ist aber für das Privatkundengeschäft zuständig.

In Branchenkreisen hatte man vermutet, dass Regina Prehofer eher bei der Erste-Bank landen könnte, schon allein weil diese bei den Gehältern recht großzügig ist. So verdiente Bankchef Andreas Treichl im Vorjahr vier Millionen Euro, seine bisherige Stellvertreterin Elisabeth Bleyleben-Koren (und nunmehrige Österreich-Chefin) auch noch nette zwei Millionen.

Prehofer landet nun aber bei der Bawag (zuständig für Privat- und Firmenkunden) und dürfte es sich finanziell wohl auch nicht verschlechtern. Bei der Bank Austria wurde sie auf zumindest eine Million Jahressalär eingeschätzt. Da Bawag-Chef Roberts wohl nicht allzu lange in Wien bleiben wird, könnte es für die 52-jährige Prehofer auch noch Zukunftsvisionen geben.

analyse@wienerzeitung.at