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Wie viel Geld Firmen sich sparen. | Videokonferenzen kein Senkrechtstarter. | Wien. Markus Buchner lehnt sich zurück. Die Wirtschaftskrise lässt seine Gewinne steigen. Sein gutes Geld verdient er mit der von den Telekom-Betreibern totgesagten Sprachtelefonie. Denn immer mehr Unternehmen optieren dafür, ihre Besprechungen über Funk oder Draht abzuhalten.
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"Die Anzahl der über unser Netzwerk telefonierten Minuten ist seit Anfang der Krise letzten Herbst um 20 bis 25 Prozent gestiegen", sagt Buchner, Chef von atms Telefonkonferenzen. Er verweist auf den Kostenvorteil: Eine zweistündige Telefonkonferenz zwischen vier Niederlassungsleitern in Salzburg, Graz, Innsbruck und Wien komme auf 96 Euro. Müssten die Manager hingegen für ein persönliches Treffen in die Bundeshauptstadt anreisen, seien auf der Basis von Kilometergeld 848 Euro zu berappen. Noch drastischer ist der Unterschied bei internationalen Meetings: Eine Telefonkonferenz zwischen vier europäischen Managern koste 854 statt rund 13.000 Euro.
Mit einer internationalen Einwahlnummer kommt der Veranstalter über einen PIN-Code für 20 Cent pro Minute über Handy oder Festnetz in den Konferenzraum. Unternehmen, die ihren eigenen Ansagetext wollen, zahlen mehr: Dann kostet der Dienst 350 Euro plus eine Monatsgebühr von 25 Euro für die Wartung.
Doch nicht nur die Telefonkonferenzen stimmen Buchner optimistisch. Im Zuge der Krise würden Firmen auch mehr Tonbanddienste mit Gratis-Nummern mieten - etwa für Abo - oder Servicehotlines. Kundenkontakte könne man sich besonders in schlechten Zeiten nicht sparen.
Massengeschäft Zahlen per Handy
Als Massengeschäft der Zukunft sieht der Chef der zum deutschen Callcenter-Riesen D&S Europe gehörende atms, die in Österreich über das Netz der Telekom Austria verbindet, den Zahlverkehr über das Mobiltelefon. Ähnlich wie heute die Parkscheine werde man in Zukunft fast alles über das Handy bezahlen können. "In fünf Jahren werden Umsätze von mehreren hundert Millionen Euro über Handy abgerechnet werden", sagt Buchner.
Mitbewerber Deutsche Telekom, die mit seiner Mehrwertdienste-Sparte den heimischen Platzhirschen Telekom Austria und atms Konkurrenz macht, schätzt den österreichischen Markt für Servicerufnummern, Konferenzlösungen und Call Center-Dienstleistungen auf insgesamt 260 Mio. Euro.
Andere Riesen setzen auf anderes. Der US-Softwareanbieter Cisco sieht die Zukunft der Kommunikation in Video-Konferenzen. Er rechnet mit einem Download-Volumen von bis zu 160 Millionen DVDs pro Monat bis 2013. Achim Kasper, Chef von Cisco Österreich, erwartet eine "absolute Vernetzung der Gesellschaft und aller Geräte". Die Videokommunikation sei die Antwort auf zeitraubende und teure Dienstreisen. Und Elektronik-Riese Sony hat sogar ein System entwickelt, das direkten Augenkontakt mit dem Gegenüber ermöglicht, selbst wenn die Person sich auf einem anderen Kontinent befindet.
Dennoch: Der Alltag tickt anders. "Unsere Kunden wollen Videotelefonie eher nicht. Sie finden es mühsam, die Passfoto-großen Gesichter von 15 Teilnehmern auf dem Bildschirm suchen zu müssen", sagt Buchner. "Videokonferenzen halten einen in einem System gefangen, dass niemand will oder braucht." Für kleine und mittlere Betriebe sei die Verknüpfung von Telefonie und Internet praktikabler - etwa wenn bei einer Telefonkonferenz ein Papier präsentiert wird, das die Teilnehmer im Internet mitverfolgen können, während der Leiter der Konferenz das Umblättern steuert.