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Sprachvielfalt und Fünfjahresplan

Von Judith Belfkih

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Der Name Jussi Björling sagt den wenigsten jungen Operngehern noch etwas. Dachte sich auch die Wiener Staatsoper, die dem 1911 geborenen Tenor derzeit eine kleine Jubiläumsausstellung widmet. Und die verrät neben biografischen Details zu diesem frühen Weltstar der Oper aus heutiger Sicht unvorstellbare Details über die Mechanismen der Opernwelt einst und jetzt.


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In Wien war Björling zwar nur ein seltener, aber umso willkommenerer Gast: Seine Auftrittsliste von 1936/37 umfasst Schmacht-Tenorpartien wie Rodolfo, Trovatore oder Aidas Radames. Zusatz unter den historischen Programmheften: "Er sang alle Partien in schwedischer Sprache." Und um ihn wurde auch nicht das italienische Original gepflegt. Man spricht und singt Deutsch, galt in den 30er Jahren ganz klar als Parole. Ein Umstand, der oft dazu führte, dass bis zu drei oder vier Sprachen - je nach Nationalität der Gäste - gemeinsam einen Opernabend bestritten. Ohne homogenes Hausensemble ging da gar nichts. Zumal große Solisten einfach mit fünf Rollen im Gepäck zum Gastspiel kamen. Der Spielplan wurde dann kurzfristig um sie herum gestaltet. Von Sängern, die bereits fünf Jahre im Voraus wissen, was sie wo wann singen werden, ahnte damals noch niemand etwas.

Dass man sich weltweit auf das Singen in Originalsprache geeinigt hat, steigert die Qualität der Opernaufführungen. Sorgt aber auch für ein Gefühl der Austauschbarkeit.