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Sprechsieger ZDF

Von David Axmann

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Das Fernsehen ist ja selten stumm, und folglich fast immer auch ein Fernhören. Bei vielen Sendungen kann man den Ton abschalten, ohne in seinem Vergnügen beeinträchtigt zu sein, und manche Sendungen sind überhaupt nur tonlos erträglich.

An Fußballübertragungen scheiden sich die Geister: Manche (zu denen ich gehöre) bedürfen des Kommentators nicht, die Mehrheit der Sportfans aber liebt das Begleitgeplapper. Die Live-Übertragung zweier gleichzeitig ablaufender Spiele des Confed-Cups (Parallelschaltung) auf ORF 1 und ZDF bot neulich die Gelegenheit, durch regelmäßiges Umschalten (Parallelkritik) Tonproben von beiden Kanälen zu nehmen und daraus ein Qualitätsurteil abzuleiten.

Wir waren leider die Sprechverlierer. In fachlicher Hinsicht einander ebenbürtig, kommentierte Poschmann (ZDF) weitaus spritziger, männlicher und beherzter als Ryan (ORF), der zum Nuscheln neigt und in Erregung Diskanttöne anschlägt. Zur Analyse des Spiels Japan- Brasilien bot der ORF das matte Doppel Jirka/Prohaska auf, während im ZDF das vitale Expertenquartett Kerner/Beckenbauer/Klopp/Meier zu hoher Form auflief. Weltmeister Franz lüftete so nebenbei das Geheimnis, warum das deutsche Nationalteam gegen Argentinien nur unentschieden (2 : 2) gespielt hat: "Unserer Mannschaft, sagn ma mal, ihnen fehlt die Erfahrung."

Den Sprachvogel des Abends schoss übrigens unser Schneckerl mit einer "Harakiri"-Metapher ab: "Es ist wie Selbstmord, wenn dunur mit zwei Mann hinten stehst."