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Als jemand, der täglich mit der Sprache umgeht, ist man in der Regel um Wörter und passende Ausdrücke nicht verlegen. Doch bei der Beschreibung jener Art, in der Thomas Mudri (Moudry?) die Nachrichten spricht, muss ich passen. Oder doch nicht ganz: Er bindet die Satzteile so ab, wie einst meine Vorfahren das Wurstbrät im Darm abgezwickt (und abgebunden) haben. Ist das eine passende Art, (Nachrichten-)Sätze zu Gehör zu bringen? Nein. Außerdem fährt der junge Mann auf die üb(lich)e Art den Betonungsstachel aus, dass es nur so piekst. Das Wörtl "zusammengetroffen" auf dem vorletzten Vokal betont zu hören, kann einem schon den Morgen versauen. Nachschulung, bittschön, aber rasch!
Tadellos am Moderatoren(mund)werk waren abends Brigitte Krautgartner in "Religion aktuell" sowie Ernest Hauer im "Journal-Panorama" zuvor. Er hatte die beiden Bosse der zwei kleinsten wahlkämpfenden Parteien zu Gast: Jesionek und Beier. Da wurde, zum Infotainment des Hörers im allerbesten Sinn, im 3-Statement-Takt glänzend formuliert, deckten sich Form und Inhalt so, wie man's gerne hört und es für Österreich 1 selbstverständlich sein sollte. Dann gönnten wir uns eine längere Lesepause, um den Kopf für den ungleich gewichtigeren Polittalk frei zu kriegen. Und - hat man einander schwarzblau geschlagen bzw. geärgert? Sagen wir's so: Weder küssten noch schlugen sich Schüssel und Haupt. Sondern? Sie streichelten einander mit der Faust des abwesenden Dritten. Wohl oder übel. Damit ist die trügerische Ruhephase der letzten Wochen beendet, der Verbalradikalismus wieder en vogue und der heiße Draht zwischen Karawanken und Küniglberg wieder am Glühen. Altbekannte Töne, neues Spielchen: - Wie wär's, ORF, mit net amal ignorier'n?