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Warum die österreichischen und deutschen Steuerzahler die großen Verlierer der Parlamentswahl in Italien sein könnten.
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Geht die Wahl in Italien am 4. März auch nur annähernd so aus, wie die Umfragen nahelegen, könnte das im günstigeren Fall ziemlich teuer für die Steuerzahler in Deutschland oder Österreich werden - und im ungünstigeren Fall die ganze Eurozone in schwerste Turbulenzen stürzen.
Möglich, wenn auch (noch) nicht sehr wahrscheinlich ist, dass diese Wahlen im Extremfall sogar dazu führen könnten, dass nach dem Brexit der Austritt Italiens aus der Eurozone folgt. Denn sowohl das derzeit in den Umfragen vorne liegende Bündnis der Rechtsparteien unter Silvio Berlusconi als auch die auf Platz zwei liegende Fünf-Sterne-Bewegung des Komikers Beppe Grillo plädieren mehr oder weniger offen für eine Rückkehr zur Lira.
Dass wir es hier nicht mit dubiosen politischen Spekulation, sondern einer ganz realen Gefahr zu tun haben, belegen ganz gut jene drei Milliarden Dollar, die in den vergangenen Monaten vom US-Hedgefonds Bridgewater in Wetten gegen Italien investiert worden sind.
Tatsächlich ist es Italien auch nach zwei Jahrzehnten nicht gelungen, ökonomisch fit genug für den Euro zu werden, das Land leidet daher chronisch unter der für seine Leistungsfähigkeit viel zu starken Währung. Ein Austritt aus der gemeinsamen Währung ließe sich daher bis zu einem gewissen Grad durchaus argumentieren.
Denn die Entwicklung ist wirklich dramatisch. 2007 betrug Italiens Bruttoinlandsprodukt 2,2 Billionen Dollar, 2017 waren es inflationsbereinigt nur noch 1,9 Billionen Dollar. Das globale Wirtschaftswachstum ist im selben Zeitraum um 34 Prozent gestiegen, in der EU um 14 Prozent - in Italien hingegen ist die Wirtschaft um 16 Prozent geschrumpft. Dass Italien Teil der Eurozone ist, ist eine der Ursachen dieses enormen Abstieges; neben mangelnder Wettbewerbsfähigkeit und horrenden Schulden.
Schon fordern einzelne Politiker der Fünf-Sterne-Bewegung eine "Umstrukturierung" dieser Schulden - sprich: einen teilweisen Verzicht der Gläubiger auf deren Forderungen.
Der Augenblick könnte günstiger nicht gewählt sein: Deutschland, von einer Kanzlerin am Ende ihrer Kräfte und einer sich selbst zerstörenden SPD mehr verwaltet als geführt, wird kaum noch imstande sein, sich dagegen zu wehren.
Was droht, hat der konservative deutsche EU-Abgeordnete Bernd Kölmel jüngst auf der Website achgut.com so beschrieben: "Die Wahlsieger werden die EU damit konfrontieren, dass sie den existierenden Euro nicht mehr wollen. Entweder wird Italien die Eurozone verlassen oder der Euro muss italienischer werden. Zu den Risiken und Nebenwirkungen brauchen wir keinen Arzt oder Apotheker zu fragen - die deutschen Bundestagsabgeordneten werden wieder in ausreichender Zahl umfallen, und die EU wird dann Italien, Griechenland und andere schwächelnde Euroländer auf Dauer subventionieren müssen."
Das ist ein durchaus plausibles Szenario, das nicht nur für die deutschen, sondern auch für die österreichischen Steuerzahler wenig Erbauliches bietet. Am 4. März fällt nicht nur die Entscheidung darüber, wer künftig Italien regiert, sondern wahrscheinlich auch darüber, ob es den Euro in seiner heutigen Form weiter geben wird - und wer dafür bezahlen wird müssen.