Die Agrana-Bioraffinerie Pischelsdorf erzeugt aus Mais und Weizen Bio-Ethanol, Stärke, Tierfutter und Kohlendioxid.
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Pischelsdorf in Niederösterreich scheint nicht der Nabel der Energiewelt zu sein, doch herrschen dort interessante Bedingungen: Direkt an der Donau treffen das ehemalige Kraftwerk Dürnrohr, nun Müllverbrennungsanlage, und Zwentendorf, wo zwar nie Atomkraft erzeugt wurde, dafür jetzt Solarenergie, mit der Donau Chemie und der Bioraffinerie der Agrana zusammen. Hochspannungsleitungen kreuzen die Landschaft, die tschechische Grenze ist nicht weit.
"Wir haben hier die modernste Anlage dieser Art weltweit", erklärt Norbert Harringer, Agrana Technik-Vorstand (CTO), in der Bioraffinerie Pischelsdorf am Mittwoch vor Journalisten stolz.
Energieknoten mit Mehrwert
Es ist kein Zufall, dass die Anlage in der Nachbarschaft des "Energieknotens" Dürnrohr erbaut wurde, wo die EVN mit ihrer thermischen Abfallverwertungsanlage Wärme mit Prozessdampf, Fernwärme sowie Strom erzeugt, denn: 90 Prozent der Energie für die Bioraffinerie kommen direkt von dort, nur für zehn Prozent wird Gas benötigt.
Harringer betont, dass in Pischelsdorf 100 Prozent des Rohstoffes, Weizen oder Mais, verwertet werden. Nachhaltige Kreislaufwirtschaft prägt die Prozesse der Anlage, die in den vergangenen Jahren immer weiter optimiert wurden. Es steckt viel unternehmenseigenes Know-how darin.
Aus Weizen und Mais werden einerseits Kleie, Tierfutter, Stärke für Nahrungsmittel und die Papierproduktion sowie Protein gewonnen. Andererseits sind die zwei Weizenstärke-Anlagen auch mit der Bioethanol-Produktion verbunden. Diese verwertet die ungenutzten Bestandteile dann für die Herstellung von Bio-Sprit sowie Eiweißfuttermittel. Bei diesen Prozessen entsteht zudem hochreines biogenes Kohlendioxid, das gleich in die benachbarte Anlage des Flüssiggaskonzerns Air Liquide geliefert wird, 120.000 Tonnen sind es pro Jahr.
Ein Mangel an CO2 - wie zuletzt in Deutschland beklagt, wo dieses aus der energieintensiven Düngerproduktion gewonnen wird - herrsche in Österreich nicht, erklären die Agrana-Experten. Zudem stammt das Pischelsdorfer Kohlendioxid eben nicht aus fossilen Quellen.
Biosprit im Fokus
Auf die Nachfrage der "Wiener Zeitung", ob denn für Biosprit landwirtschaftliche Flächen verwendet würden, die auch für die Nahrungsmittelerzeugung gebraucht werden, kommt ein klares "Nein!" als Antwort.
Tatsächlich werde dafür nämlich nur Weizen und Mais in Futtermittel-Qualität verwendet. Diese Rohstoffe werden dann durch diverse Prozesse teils wieder so veredelt, dass die Endprodukte für Nahrungsmittel verwendet werden können. Das Bio-Ethanol, das dem Benzin beigemengt wird, ist dabei außerdem nur eines von mehreren Endprodukten.
Detail am Rande: In Österreich wird dem Benzin nur fünf Prozent Bioethanol beigemengt (E5), in anderen EU-Ländern zehn Prozent (E10). Warum dies so ist, können die Agrana-Manager nicht beantworten. An möglichen Preissteigerungen an der Zapfsäule könne es nicht liegen, so Harringer. Allenfalls auf "die zweite Kommastelle" würde sich mehr Bioethanol im Sprit auswirken.
In Pischelsdorf wird derzeit 212 Prozent des österreichischen Bio-Ethanol-Bedarfes erzeugt. 60 Prozent davon werden ins Ausland exportiert. Das ist ein Entgang von 200.000 Tonnen an Treibhausgasäquivalenten - bei einem Preis von 70 Euro pro Tonne entspräche dies rund 14 Millionen Euro, rechnet Harringer vor.
Der Agrana-Konzern konnte seine Ethanol-Produktion jedenfalls in seiner Halbjahresbilanz 2022/23 (1. März bis 31. August) gut ummünzen: Das operative Ergebnis hat sich in dieser Periode, dank des verbesserten Ethanolgeschäftes auf 86,5 Millionen Euro mehr als verdoppelt.
Die Umsatzerlöse stiegen gegenüber der Vorjahresperiode um knapp 26 Prozent auf 1,79 Milliarden Euro. Negativ wirkte sich jedoch der Ukraine-Krieg aus: 91,3 Millionen Euro mussten im Frucht-Segment abgeschrieben werden.
Im Halbjahr wurde ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 11 Millionen Euro erwirtschaftet. Für das Gesamtjahr erwartet sich die Agrana hier noch eine Steigerung um mehr als 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr (24,7 Millionen Euro).