"Benzinpreis, nicht Steuer macht Lust auf sparsame Autos." | Fahrzeughändler fordern Prämie beim Altwagen-Tausch. | Wien. Wenn die Autobranche auf Plakaten zur raschen "Steuerflucht" aufruft, liegt der Verdacht nahe, dass sich Unheil über den Konsumenten zusammenbraut. Tatsächlich tritt mit 1. Juli die "Ökologisierung" der Normverbrauchsabgabe (Nova) in Kraft - eine Art Strafsteuer für den Kauf besonders umweltfeindlicher und verbrauchsintensiver Neuwagen. Angesichts hoher Spritpreise wirkt die Debatte über diese Regelung jedoch wie ein Sturm im Wasserglas.
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"Die Kunden reagieren viel stärker auf die Entwicklung bei den Treibstoffpreisen als auf steuerliche Anreize", meint Hermann Becker vom VW-Importeur Porsche Austria. Derzeit würden die Leute ohnehin eher zu sparsameren Modellen greifen. Vorziehkäufe habe es kaum gegeben.
Das bestätigt auch Dorit Haider von Renault Österreich. Sie bemängelt aber die Komplexität der neuen Regelung. Grundsätzlich gibt es ab Juli einen Preisaufschlag von 25 Euro (ohne Mehrwertsteuer) für jedes zusätzliche Gramm CO2-Ausstoß über einer Toleranzgrenze von 180 Gramm pro Kilometer. Auf der anderen Seite verringert sich die Nova für Autos, die weniger als 120 Gramm CO2 pro Kilometer in die Atmosphäre blasen, um 300 Euro - werden gewisse Stickoxid-Austoßgrenzen eingehalten um 200 Euro.
Bis zu 500 Euro Bonus
Beim Kauf von Fahrzeugen mit Hybrid-, Wasserstoff-, oder einem anderen Alternativ-Antrieb beträgt der Bonus 500 Euro. Insgesamt ist der Steuervorteil mit maximal 500 Euro (ohne Mehrwertsteuer) begrenzt. Die Förderung von Dieselpartikelfiltern läuft Ende Juni aus. Laut Gustav Oberwallner, Obmann des Fahrzeughandels in der Wirtschaftskammer Österreich, sind 25 Prozent der Neuwagen in irgendeiner Form bonusberechtigt. Er kritisiert aber, dass es in der Klasse zwischen 120 und 180 Gramm keinen Anreiz für Fahrzeughalter gibt, von veralteten, klimaschädlichen Autos auf moderne Modelle umzusteigen. Er fordert einen 1000-Euro-Bonus beim Altwagen-Eintausch.
Gelassen gibt man sich in der Branche, was die geplante Absenkung der Malus-Grenze auf 160 Gramm CO2 pro Kilometer ab 2010 angeht. Handel und Industrie bauen auf technische Entwicklungen etwa bei spritsparenden Motoren. Kaum eine Rolle dürfte das im Luxussegment spielen: "Wenn sich jemand einen Ferrari kauft, dann kauft er ein Kunstwerk", meint Alfred Stadler vom Autohaus Denzel. Dass hier mehr Steuer zu zahlen ist, sei kaum ein Grund zur Zurückhaltung.
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Wissen: Nova
Die Normverbrauchsabgabe (Nova) wird üblicherweise bei der Lieferung, spätestens jedoch bei der Erstzulassung von Neuwagen fällig. Der Steuersatz errechnet sich aus dem durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch und ist - abgesehen vom neuen Bonus-Malus-System - mit höchstens 16 Prozent des Anschaffungspreises begrenzt. Die Nova berechnet sich vom Nettopreis, unterliegt allerdings der Mehrwertsteuer, was von der EU-Kommission kritisiert wird. Gegen einige Länder laufen in ähnlicher Angelegenheit Vertragsverletzungsverfahren.