Zum Hauptinhalt springen

Spröde Hüften: Prozesse drohen

Von Sissi Eigruber

Wirtschaft

Deutsche Klage gegen Mödlinger Firma Falcon Medical. | Streit um Höhe des Schadenersatzes. | Mödling/Berlin. "Kremser Hüfte: Hochtechnologie aus Niederösterreich", hieß der euphorische Titel einer Presseaussendung im Juni 2004, in der ein innovatives künstliches Hüftgelenk vorgestellt wurde, an dessen Entwicklung das Krankenhaus Krems mitgearbeitet hatte. Von der Euphorie ist heute nichts übrig geblieben, denn in einigen Fällen ist der Prothesenhals der künstlichen Hüfte gebrochen. Das Material (Titan) wurde an einer bestimmten Stelle unter dem Einfluss der Körperflüssigkeiten porös. "Korrosion mit nachfolgendem Konusbruch" lautete die vernichtende Diagnose, die rund 2500 Patienten in Österreich, Deutschland und Italien, denen das Produkt eingesetzt wurde, Anlass zur Sorge gibt.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Im Februar 2005 gab es seitens des Produzenten und Verkäufers, der Mödlinger Firma Falcon Medical, einen Verkaufsstopp und Rückruf des Produkts. Bisher wurden laut Angaben von Josef Riedler, Geschäftsführer von Falcon Medical, rund 20 Schadensfälle gemeldet. Die Patienten mussten sich nochmals einer Operation unterziehen, um den schadhaften Teil auszutauschen. Ulrich Müller, Anwalt in Berlin und Rechtsvertreter von Betroffenen in Deutschland spricht hingegen von einer deutlich höheren Zahl, berichtete am Montag das deutsche "Handelsblatt".

Österreicher gaben sich mit weniger zufrieden

Während sich die betroffenen österreichischen Patienten ohne zu klagen mit einigen tausend Euro Schadenersatz zufrieden gegeben haben, ist in Deutschland vor Gericht nun von 20.000 Euro und mehr die Rede. Wieviel bisher insgesamt an Schadenersatz bezahlt wurde könne er nicht sagen, meint Riedler gegenüber der "Wiener Zeitung", "das macht unsere Haftpflichtversicherung". Riedl betont, dass alle behandelnden Ärzte von Falcon Medical über das Problem informiert worden seien. Eine direkte Kontaktaufnahme mit den Patienten sei aber nicht möglich, da das Unternehmen nicht über die Daten verfüge.

Primar Florian Gottsauner-Wolft, Spezialist für künstliche Gelenke am Krankenhaus Krems, betont, dass die "Kremser Hüfte" bei 98 Prozent der Patienten einwandfrei funktioniert. Im Landeskrankenhaus Krems selbst seien bisher acht Revisionsoperationen durchgeführt worden.