Früherer Freund des Präsidenten politisch kaltgestellt. | Neu Delhi. Sri Lankas Regime spielt auf Zeit: Seit Dienstag steht Oppositionsführer Sarath Fonseka vor dem Kriegsgericht in Colombo. Die Richter vertagten die Anhörung umgehend auf den 6. April. Damit wird immer unwahrscheinlicher, dass der politische Herausforderer von Präsident Mahinda Rajapakse bei den Parlamentswahlen zwei Tage später antreten kann. Dem früheren Armeechef wird politische Aktivität zu Soldatenzeiten zur Last gelegt.
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Fonseka war bei den Präsidentenwahlen Ende Jänner gegen Rajapakse angetreten. Doch noch vor der Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses setzten ihn Spezialtruppen der Regierung fest. Seit dem 8. Februar ist er offiziell in Haft. Rajapakse gewann die Präsidentschaftswahl mit deutlicher Mehrheit. Doch Fonseka warf dem Staatschef Wahlbetrug vor und forderte eine Untersuchung. Als der Ex-General auch noch erklärte, er würde im Falle einer Untersuchung von Kriegsverbrechen vor einem internationalen Gremium aussagen, wurde er aus dem Hausarrest in ein Militärgefängnis verlegt.
Fonseka soll Putschgeplant haben
Fonseka wird unter anderem vorgeworfen, entgegen der Vorschriften schon als Armee-Chef politisch aktiv gewesen zu sein. Journalisten sind als Beobachter von dem Verfahren ausgeschlossen. Bei seiner Festnahme war Fonseka noch beschuldigt worden, einen Militärputsch und die Ermordung von Präsident Mahinda Rajapkse geplant zu haben. Diese viel schwerer wiegenden Vorwürfe wurden vor Gericht jedoch nicht gegen ihn vorgebracht. Fonseka drohen bis zu fünf Jahre Haft. Er weist die Vorwürfe als politisch motiviert zurück.
Sri Lanka ist allenfalls noch auf dem Papier eine Demokratie: Die Regierung unter Rajapakse hat systematisch fast jede Opposition ausgeschaltet. Kritiker, Menschenrechtler und Journalisten werden seit Jahren massiv bedroht, eingeschüchtert und im schlimmsten Fall umgebracht. Viele von ihnen haben die Tropeninsel inzwischen verlassen.
Rajapakse rächt sich mit dem Kriegstribunal an seinem früheren Weggefährten. Fonseka gilt in Sri Lanka als Nationalheld und ist politisch der einzig ernst zu nehmende Gegner des Präsidenten. Als militärischer Kopf hatte er Rajapakse den Kriegstriumph streitig gemacht. Rajakapse und sein früherer Militärchef hatten vor vier Jahren die Armee in einen unerbittlichen Feldzug gegen die tamilische Separatistenbewegung, LTTE, besser bekannt als die "Tamil Tiger", geschickt und den Kampf gegen die skrupellose Rebellenorganisation im Mai 2009 gewonnen. Doch die früheren Verbündeten entzweiten sich nach dem Triumph rasch. Fonseka trat als Oppositionskandidat gegen Rajapakse in der ersten Präsidentenwahl nach Ende des fast 26-jährigen Bürgerkrieges an.