Knappes Rennen Rajapakse - Fonseka wird erwartet. | Ex-General warnt vor Militärputsch. | Neu Delhi. Noch vor wenigen Wochen hätten wohl alle Sri Lankas Präsident Mahinda Rajapakse einen sicheren Sieg prophezeit. Nach dem Ende des 25-jährigen Bürgerkrieges auf der idyllischen Tropeninsel war Rajapakse zuversichtlich, dass sich sein Kriegsglück auch in den Wahlurnen widerspiegeln würde. Schließlich hatte er die Armee in einen unerbittlichen Feldzug gegen die tamilische Separatistenbewegung LTTE, besser bekannt als die Tamil Tiger, geschickt und den Kampf gegen die Rebellen im vergangenen Mai gewonnen.
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Doch inzwischen hat Rajapakse einen ernsthaften Gegner: Ausgerechnet sein früherer Armeechef, Sarath Fonseka, nimmt es bei dem Urnengang am heutigen Dienstag mit diesem auf. Der Ex-General, der die fast dreijährige Militäroffensive gegen die Tamil Tiger-Rebellen im Nordosten des Landes leitete , tritt für ein Oppositionsbündnis an. Ihm könnte es gelingen, die Wählerbasis von Rajapakse zu spalten, der vor allem im ländlichen Süden der Insel populär ist. Viele Beobachter glauben an ein Kopf-an Kopf-Rennen zwischen dem Präsidenten und seinem früheren Untergebenen.
Damit könnten ausgerechnet die Tamilen die Wahl am Dienstag entscheiden: Sie machen etwa 10 Prozent der Stimmberechtigten aus. Seit Fonseka die politische Bühne betreten hat, buhlen er und Rajapakse im Wahlkampf beide um deren Gunst. Ein wichtiges Bündnis von tamilischen Parteien, die Tamil National Alliance, schlug sich offiziell auf die Seite von Fonseca. Auch die frühere Präsidentin Chandrika Kumaratunga, die zu Rajapakses Partei gehört, unterstützt offen den früheren Militärmann. Sie sei "sehr besorgt über die Gewalt, Einschüchterung und Korruption" rund um die Abstimmung, erklärte sie. Lokale Wahlbeobachter warnen vor Manipulationen. Während des Wahlkampfes hatte es immer wieder Anschläge und gewaltsame Übergriffe gegeben.
"Der Diktator muss weg"
Die Rajapakse-Regierung ist wegen Menschenrechtsverletzungen und dem Umgang mit der tamilischen Minderheit im Lande international in der Kritik. Auch Fonseka kritisiert die Regierung in Colombo wegen Korruption, Medienzensur, Demokratiemangel und dem Umgang mit den tausenden tamilischen Bürgerkriegsflüchtlingen, von denen immer noch viele in Lagern zwangsinterniert sind. "Wir haben den Terrorismus jetzt besiegt. Doch nun können wir das Land nicht in den Händen eines Diktators lassen", der Ex-Armeechef. Er warnte am Montag bereits vor einem Militärcoup, falls sein Kontrahent die Wahl verliert.
Fonseka genießt in Sri Lanka großen Respekt. Der Kriegserfolg gegen die aufständischen Rebellen wird zum großen Teil ihm zugeschrieben. Der für sein hitziges Temperament bekannte Militärmann war 2006 einem Selbstmordanschlag der Tamil Tiger nur knapp entkommen. Fonsekas Kandidatur ist ein Glücksfall für die Opposition, die bislang ohne einen überzeugenden Kandidaten dastand.
Nur ein Kriegsheld hat eine realistische Chance gegen den amtierenden Präsidenten, der sich ebenfalls als Rebellenbezwinger bezeichnet. Auch der Westen dürfte Fonsekas Entscheidung Positives abgewinnen. Zwar wird auch er dafür verantwortlich gemacht, eine brutale Offensive ohne viel Rücksicht auf Verluste bei der zumeist tamilischen Zivilbevölkerung im Nordosten der Insel durchgepeitscht zu haben. Doch im Gegensatz zu Rajapakse könnte es Fonseka eher gelingen, die singhalesische Mehrheit und die tamilische Minderheit auf der Insel auszusöhnen und so die Wunden des Bürgerkriegs zu heilen.
Denn auch nach dem Triumph gegen die Tamil Tiger bleibt der Grundkonflikt zwischen beiden Bevölkerungsgruppen auf Sri Lanka weiter ungelöst. Das einstige Ceylon hat aus der Kolonialzeit einen bunten Kessel von Religionen und Völkern geerbt. Seit Beginn der Unabhängigkeit 1948 gab es Spannungen zwischen den buddhistischen Singhalesen und der tamilischen Minderheit, die eine andere Sprachen sprechen und dem hinduistischen Glauben angehören.