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SS-Huldigung auf dem Wiener Heldenplatz?

Von Alexia Weiss

Politik

Bündnis "Jetzt Zeichen setzen" will Debatte über umstrittene Nazi-Skulptur.


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Wien. Erst jüngst fiel die Entscheidung, den Dr.-Karl-Lueger-Ring in Universitätsring umzubenennen und so nach zwei Jahrzehnten der Diskussion dem Umstand Rechnung zu tragen, dass hier nicht ein prononcierter Antisemit gewürdigt wird. Eine ähnliche Debatte über das Heldendenkmal auf dem Heldenplatz erhofft sich nun das Bündnis "Jetzt Zeichen setzen", dem unter anderem die Israelitische Kultusgemeinde (IKG), die Grünen, die Katholische Aktion Österreich und die SPÖ Wien angehören.

Kapsel mit NS-Parolen

Am 8. Mai legen hier deutschnationale Burschenschafter einen Kranz nieder, um der gefallenen Soldaten zu gedenken. Aus Sicht von "Jetzt Zeichen setzen" ein "Wehrmachts- und SS-Gedenken", das unvereinbar mit den Prinzipien des demokratischen Österreich sei, so IKG-Generalsekretär Raimund Fastenbauer. Befindet sich doch vermutlich eine Kapsel mit NS-Parolen im Denkmal, wie auf www.jetztzeichensetzen.at steht.

Geschaffen wurde die Skulptur von dem Bildhauer Wilhelm Frass Mitte der 30er Jahre. Damals war er bereits illegaler Nationalsozialist. In der Ausgabe des "Völkischen Beobachter" vom 25./26. Dezember 1938 wird aus einem Schreiben Frass’ zitiert, "dass unter der Figur eine hochverräterische‘ Inschrift liegt". Und weiter: "Dass ich diese Figur des toten Kriegers zum Gedenken an meine gefallenen Kameraden (die getöteten illegalen Nazis, Anm. d. Red.) gemacht habe und dass mit dem Tage, an dem wir Österreicher im Zeichen des Hakenkreuzes (Sonnenrades) mit allen Deutschen ein Volk bilden, die Gefallenen nicht umsonst ihr Leben gelassen haben." Verborgen hat Frass diese Botschaft seinen Angaben zufolge in einer Metallhülle im Sockel des unbekannten Soldaten.

Darabos will Gewissheit

Auch das offizielle Österreich gedenkt am 8. Mai an diesem Denkmal der gefallenen Soldaten, jener der zwei Weltkriege und jener des Bundesheeres der Ersten und Zweiten Republik. Verteidigungsminister Norbert Darabos will nun aufklären lassen, ob in der Krypta tatsächlich eine Nazi-Huldigungsschrift deponiert ist. "Es ist notwendig, dass dieses Gerücht endlich aufgeklärt wird", sagte Darabos dem "Standard".