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St. Pereira, Retter gefallener Künstler

Von Edwin Baumgartner

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Sollte ein Künstler straucheln, kann er mit Fug und Recht zu St. Pereira beten. Es ist gut möglich, dass ihn der scheidende Intendant der Salzburger Festspiele und umstrittene zukünftige Intendant der Mailänder Scala erhört und ihm einen Job gibt.

Matthias Hartmann beispielsweise wurde als Burgtheaterchef gefeuert - ob zu Recht, soll ein derzeit laufendes Gerichtsverfahren klären. Pereira wartet das Urteil gar nicht erst ab, er bietet Hartmann schon jetzt an, 2017 an der Scala eine Oper zu inszenieren, denn: "Wenn jetzt die Hauptverursacher der Misere so tun, als wären sie alle Heilige und Hartmann der Alleinschuldige, kann ich darüber nur lachen."

Blinde Solidarität mit einem zweifellos begabten Regisseur? Mitgefühl, weil ja auch er, Pereira, wegen der Finanzgebarung in Salzburg Schiffbruch erlitten hat? Gier nach schnellen Schlagzeilen? Oder steckt etwas anderes dahinter?

Rückblende.

1996 erlebte ein junger Dirigent nach einer Blitzkarriere als Chefdirigent des London Philharmonic ein Fiasko: Die Presse war in Fundamentalopposition, das Orchester belegte ihn mit einem Spottnamen. Der Dirigent demissionierte. Der Karriereeinbruch war so gravierend, dass er ernsthaft überlegte, ganz aufzuhören. Pereira, damals Chef der Zürcher Oper, holte ihn und verschaffte ihm eine Weltkarriere im zweiten Anlauf. Sein Name ist Franz Welser-Möst.

Man muss es Pereira lassen: Er hat eine Nase dafür, wem er wieder auf die Beine hilft. Und das gilt es auch im Fall Hartmann zu bedenken, ehe man von "Sensationsgier" zu faseln anfängt.