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Staat pumpt Geld in OMV-Konzern

Von Karl Leban

Wirtschaft

OMV startet ein Großprogramm zur Refinanzierung der jüngsten Zukäufe. | Aufsichtsrat hat neuen Chef: Beyrer löst Michaelis ab. | Wien. Ab morgen, Donnerstag, holt sich die OMV frisches Geld von der Börse. Bis zu 900 Millionen Euro will der österreichische Öl- und Gas-Riese über eine Kapitalerhöhung einsammeln, um vor allem jüngste Akquisitionen in Tunesien und der Türkei zu refinanzieren. Insgesamt sollen bis 6. Juni 27,3 Millionen neue Aktien zu einem maximalen Stückpreis von 33 Euro verkauft werden.


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Die ÖIAG, die größte Einzelaktionärin der OMV, hat angekündigt, bei der Kapitalerhöhung nicht voll, aber "substanziell" mitzuziehen. Der bisherige 31,5-Prozent-Anteil der staatlichen Industrieholding wird damit verwässert. Auf alle Fälle will die ÖIAG aber so viele Aktien kaufen, dass sie künftig mit mindestens 30 Prozent und einer Aktie beteiligt ist und ihre Rolle als Kernaktionärin nicht verloren geht.

Das bedeutet, dass sie zumindest mehr als 3,7 Millionen neue Aktien zeichnen muss. Gemessen am maximalen Bezugspreis müsste die ÖIAG demnach gut 122 Millionen Euro flüssig machen. Nimmt man den Börsenkurs der OMV (momentan pendelt er zwischen 29 und 30 Euro), wären es um die 110 Millionen Euro. Der endgültige Preis für die neuen Aktien, der am 6. Juni fixiert werden soll, wird sich jedenfalls an dem zu diesem Zeitpunkt aktuellen Börsenkurs orientieren.

Laut einem Sprecher der ÖIAG wird die Staatsholding ihren Aktienkauf mit Eigen- und Fremdmitteln finanzieren. Von der OMV selbst erhält sie für 2010 demnächst eine Dividende in Höhe von insgesamt 94 Millionen Euro, was die Finanzierung erleichtern sollte.

Auch Araber ziehen mit

Neben der ÖIAG wird sich auch der arabische Staatsfonds Ipic (Abu Dhabi), der zweitgrößte OMV-Aktionär, an der Kapitalerhöhung beteiligen - dem Vernehmen nach unter voller Ausübung seiner Bezugsrechte. Damit hält Ipic in Zukunft so wie bisher 20 Prozent. Ipic ist langjähriger Syndikatspartner der ÖIAG. Beide sitzen bei der OMV in einem Boot, mit insgesamt 50 Prozent und einer Aktie wollen sie ihre gemeinsame Kontrolle des Konzerns auch nach der Emission beibehalten.

Parallel zur Kapitalerhöhung begibt die OMV auch eine spezielle Anleihe, die ihr rund 500 Millionen Euro in die Kassa schwemmen soll. Insgesamt sollen also bis zu 1,4 Milliarden Euro über den Kapitalmarkt aufgetrieben werden.

Mit dieser stolzen Summe will sich die OMV nach der Übernahme des türkischen Tankstellenbetreibers Petrol Ofisi und dem Kauf zweier tunesischer Ölgesellschaften nun Luft verschaffen. Die Verschuldung des Konzerns - wegen der Akquisitionen ist sie zuletzt auf 47 Prozent des Eigenkapitals geklettert - soll so wieder an das langfristige Ziel von 30 Prozent herangeführt werden, wie der OMV-Vorstand in der Jahreshauptversammlung erklärte.

Bei diesem Aktionärstreffen ist es am Dienstag zu einem Wechsel an der Aufsichtsratsspitze gekommen. Neuer Chef des Kontrollgremiums ist Markus Beyrer. Er beerbt Peter Michaelis, der aus dem OMV-Aufsichtsrat ausscheidet. Am 1. Juli tritt Beyrer, Ex-Generalsekretär der Industriellenvereinigung, auch in der ÖIAG in Michaelis Fußstapfen - als neuer Alleinvorstand.